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Studie zeichnet Stimmungsbild Populismus erreicht Mitte der Gesellschaft

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Laut SINUS stimmten inzwischen 54 Prozent der Befragten der Aussage zu, Politiker und andere Führungspersönlichkeiten seien Marionetten dahinterstehender Mächte.

Laut SINUS stimmten inzwischen 54 Prozent der Befragten der Aussage zu, Politiker und andere Führungspersönlichkeiten seien Marionetten dahinterstehender Mächte.

(Foto: IMAGO/Moritz Schlenk)

Die allgemeine Stimmung in der Gesellschaft droht zu kippen: Wie eine Studie zeigt, werden populistische Ansichten auch innerhalb der Mitte der Gesellschaft zunehmend salonfähig. Auffallend ist, dass sich selbst Teile der modernen jüngeren Mitte vermehrt der AfD zuwenden.

Eine wachsende Gruppe in der Mitte der Bevölkerung neigt einer Studie des Markt- und Sozialforschungsinstituts SINUS zufolge offenbar zu populistischen Positionen. Über die Ergebnisse berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). SINUS-Geschäftsführerin Silke Borgstedt sprach demnach von Anzeichen, dass die Stimmung in der Gesellschaft insgesamt kippen könnte. Die genutzten Daten stammen aus einer Online-Umfrage mit mehr als 1000 Befragten im Alter von 18 bis 69 Jahre.

Seit Jahren ermitteln die Forschenden, wie hoch der Anteil bürgerlicher Wählerinnen und Wähler bei den Stimmen für die AfD liegt. Laut Bericht des RND waren es 2021 noch 43 Prozent, 2022 exakt 50 Prozent. Aktuell seien es 56 Prozent. Der Populismus sei somit in der Mitte der Bevölkerung angekommen, lautet die Schlussfolgerung nach Befragung und Analysen des Instituts.

"Die Milieus der Mitte definieren in hohem Maß, was in einer Gesellschaft als normal gilt", zitierte das RND Borgstedt. Sie könnten zugleich die Kipppunkte hin zur Empfänglichkeit für Populismus auslösen. Insbesondere in der modernen Mitte finde sich ein großer Anteil an Wechselwählern mit parteipolitischen Schwankungen, je nach Themenkonjunktur.

Wie das RND weiter berichtet, stimmten laut SINUS inzwischen 54 Prozent der Befragten der Aussage zu, Politiker und andere Führungspersönlichkeiten seien lediglich Marionetten dahinterstehender Mächte. Ebenfalls mehr als die Hälfte (53 Prozent) vertreten demnach die Ansicht, dass demokratische Parteien alles zerredeten und keine Probleme lösten beziehungsweise wichtige Fragen nicht in Parlamenten, sondern in Volksabstimmungen entschieden werden sollten.

AfD erreicht moderne Mitte

In der bürgerlichen Mitte der Gesellschaft unterscheidet das SINUS-Institut laut Bericht einen eher nostalgischen Teil und die moderne Mitte, die auch "adaptiv-pragmatisches Milieu" genannt wird. Als neues Phänomen sei demnach zu beobachten, dass gerade diese moderne, fortschrittsorientierte Mitte zunehmend von der AfD erreicht wird.

Wie das RND weiter berichtet, habe die Lage laut SINUS nach der Bundestagswahl noch ganz anders ausgesehen. Im pragmatischen bürgerlichen Milieu habe Aufbruchstimmung geherrscht, so Borgstedt. "Sie interessierten sich für E-Mobilität, Digitalisierung und eine neue Familienpolitik. Je mehr der Zukunftsoptimismus schwindet, desto mehr wächst der Anteil der AfD-Wähler in diesem Milieu."

Borgstedt habe zudem erläutert, die gesellschaftliche Mitte brauche für ihr Leben eine Roadmap, Planungssicherheit und Verlässlichkeit. "Auch veränderungsbereite und zukunftsorientierte Menschen sehen sich aktuell erheblichen transformativen Zumutungen gegenüber, die die Verwirklichung einer angestrebten Normalbiografie mit Haus, Kindern und Auto gefährden."

Quelle: ntv.de, lno

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