Politisches Dilemma in Polen Präsident Duda zitiert Selenskyj zurück an Verhandlungstisch
01.03.2025, 19:34 Uhr Artikel anhören
Sieht Selenskyj in der Pflicht: Andrzej Duda.
(Foto: IMAGO/NurPhoto)
Im Streit zwischen US-Präsident Trump und dem ukrainischen Staatschef Selenskyj mahnt Polen zu Verständigung. Der Appell von Präsident Duda richtet sich aber nur an eine Seite und zeigt, in welchem politischen Zwiespalt sich Polen befindet.
Nach dem Eklat im Weißen Haus hat Polens Staatsoberhaupt Andrzej Duda den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj aufgefordert, an den Verhandlungstisch mit den USA zurückzukehren. Er sehe außer den USA keine andere Macht auf der Welt, die in der Lage wäre, Russlands Aggression aufzuhalten, sagte Duda in Warschau. "Wolodymyr Selenskyj sollte an diesen Tisch zurückkehren (...) und in aller Ruhe eine solche Lösung aushandeln, die die Ukraine sicher macht." Polen werde ihn dabei unterstützen.
Unterstützung sagte auch der polnische Premier Donald Tusk zu, in den Aussagen Dudas dürfte er sich aber nicht wiederfinden. "Liebe ukrainische Freunde, Ihr seid nicht allein", schrieb Tusk, der innenpolitisch in Duda, dem ehemaligen Abgeordneten der PiS-Partei, einen Gegenspieler hat. Die beiden Politiker verkörpern das Dilemma, in dem sich Polen gerade befindet. Duda betont immer wieder die Abhängigkeit der Sicherheit Polens von den USA, die Mitte-Links-Regierung unter Tusk kann der Trump-Regierung, was das Vorgehen im Ukraine-Krieg angeht, wenig abgewinnen.
Mit dem Eklat zwischen US-Präsident Trump und Selenskyj im Weißen Haus findet diese Problematik einen weiteren Höhepunkt. Trump hatte gedroht, die Ukraine im Kampf gegen Russland im Stich zu lassen, sollte es nicht zu einer Einigung mit Russland kommen. Er machte seinem ukrainischen Kollegen vor laufenden Kameras schwere Vorwürfe und bezichtigte ihn unter anderem, einen Dritten Weltkrieg zu riskieren.
Duda sagte, die Situation könne man unterschiedlich bewerten. Das Gespräch habe im Oval Office stattgefunden, dies sei so etwas wie der Mittelpunkt der USA und der Weltpolitik. "Und jeder Politiker, selbst wenn er ein Vertreter der europäischen Großmächte ist, weiß, dass es bestimmte Verhaltensnormen gibt, an die sich bisher alle gehalten haben."
Das EU- und Nato-Land Polen ist einer der wichtigsten politischen und militärischen Unterstützer der von Russland angegriffenen Ukraine. Es hat auch eine zentrale Rolle als Drehscheibe für die Militärhilfe des Westens für Kiew. Präsident Duda hat aus seiner Bewunderung für US-Präsident Trump nie einen Hehl gemacht. Durch dessen Ukraine-Politik, die viele Polen entsetzt, ist Duda zuletzt massiv unter Druck geraten.
Quelle: ntv.de, mba/dpa