Armeekorps als Wagner-Ersatz? Prigoschin befürchtete offenbar Aus seiner Afrika-Geschäfte
24.08.2023, 10:15 Uhr Artikel anhören
Am Montag zeigte sich Prigoschin in einem Video vor Wüstensand.
(Foto: via REUTERS)
Anfang der Woche grüßt Prigoschin in einem Video aus Afrika. Nun soll er bei einem Privatjet-Absturz in Russland ums Leben gekommen sein. Dem ISW zufolge fürchtete der Wagner-Chef, dass Behörden in Moskau seine Geschäfte auf dem afrikanischen Kontinent torpedieren.
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hat kurz vor seinem mutmaßlichen Tod offenbar versucht, die Zerschlagung seiner Söldnerarmee durch Russlands Militärführung zu verhindern. Wie die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) unter Bezug auf einen russischen Insider berichtet, sei Prigoschins "überstürzte" Reise nach Afrika und wieder zurück nach Moskau eine Reaktion auf Pläne und Maßnahmen des russischen Generalstabs gewesen, um Wagners Präsenz auf dem afrikanischen Kontinent zu untergraben.
Der Quelle zufolge habe Generaloberst Andrei Awerjanow, Leiter des Dienstes für Spezialeinsätze des Militärnachrichtendienstes GRU, die Anstrengungen geleitet, die Gruppe Wagner vollständig von Aktivitäten auf dem afrikanischen Kontinent abzuhalten. Zudem habe es Pläne gegeben, ein Armeekorps mit mehr als 20.000 Soldaten aufzustellen und auszubilden, um die Privatarmee zu ersetzen. Prigoschin habe diese Bestrebungen zutiefst abgelehnt und "alle Anstrengungen unternommen, um dies zu verhindern".
Laut dem ISW versuchte Prigoschin zuletzt, in Afrika mehr Präsenz zu zeigen. Erst am Montag hatte er sich in seiner ersten veröffentlichten Video-Ansprache seit der gescheiterten Wagner-Rebellion in einem Wüstengebiet gezeigt und um Rekruten in Afrika geworben. "Die Temperatur beträgt mehr als 50 Grad", sagt Prigoschin in dem Video. Er arbeite daran, "Russland auf allen Kontinenten noch größer und Afrika noch freier zu machen". Im Juli zeigte sich Prigoschin am Rande des Afrika-Gipfels in St. Petersburg mit dem Botschafter der Zentralafrikanischen Republik.
Es sei möglich, dass Prigoschin nun nach Afrika gereist war, um sich unabhängig vom Kreml und dem russischen Verteidigungsministerium weitere Aufträge für die Gruppe Wagner zu sichern, spekulieren die US-Experten. Awerjanow soll in der Vergangenheit an mehreren russischen Attentatsversuchen mitgewirkt haben, wie dem Giftanschlag auf den Überläufer Sergei Skripal und dessen Tochter.
Es sei denkbar, dass russische Beamte Prigoschins Panik und Impulsivität ausgenutzt haben, um die Wagner-Führungsspitze zu eliminieren, so das ISW. Unbestätigten Berichten russischer Medien zufolge nahmen Prigoschin und seine Mitarbeiter vor dem Flugzeugunglück nahe Moskau an einem Treffen mit Vertretern des russischen Verteidigungsministeriums teil.
Quelle: ntv.de, jpe