Nur zwei Söldner noch in Bachmut Prigoschin zieht Wagner ab und schimpft auf russische Clowns
02.06.2023, 21:20 Uhr Artikel anhören
Vor knapp zwei Wochen hatten die Wagner-Söldner Bachmut für vollständig erobert erklärt.
(Foto: dpa)
Die Stadt Bachmut wird laut Angaben von Jewgeni Prigoschin nun von der russischen Armee kontrolliert. Der Chef der Söldnergruppe Wagner will 99 Prozent seiner Leute aus der einst heftig umkämpften Stadt abgezogen haben. Die Ukrainer stellen derweil ihre Kämpfe an den Flanken ein.
Die russische Privatarmee Wagner hat nach Angaben ihres Chefs Jewgeni Prigoschin ihren angekündigten Abzug aus der eroberten ostukrainischen Stadt Bachmut fast abgeschlossen. 99 Prozent der Einheiten hätten die Stadt verlassen, teilte Prigoschin am Freitagabend mit. "Alle Positionen sind in der entsprechenden Ordnung dem (russischen) Verteidigungsministerium übergeben worden." Es sei alles geklärt, sagte Prigoschin, der den Abzug für Anfang Juni angekündigt hatte.
Bleiben sollen nach früheren Angaben nur zwei Wagner-Leute, um die reguläre russische Armee bei ihrer Kontrolle der Stadt im Gebiet Donezk zu unterstützen. Es habe auch keine "Provokationen" mehr seitens der ukrainischen Streitkräfte gegeben, sagte Prigoschin. Am Vortag hatte der Wagner-Chef erklärt, seine Truppen würden zwar von der Gefechtslinie abgezogen, blieben aber weiter im ostukrainischen Gebiet Donezk stationiert. Wie weit der Positionswechsel tatsächlich vorangeschritten ist, ließ sich unabhängig zunächst nicht überprüfen.
Nächste Schimpftirade von Prigoschin
Für einen weiteren Einsatz der Wagner-Söldner stellte Prigoschin Bedingungen. Sie würden nur weiter kämpfen, wenn sie einen eigenen Abschnitt der Front erhielten, der nicht dem Kommando des russischen Militärs unterstünde. "Wir werden uns nicht daran beteiligen, wenn die ganze Befehlskette gescheitert ist und von Clowns geführt wird, die Menschen zu Hackfleisch machen", sagt Prigoschin in einem Trainingslager an seinem 62. Geburtstag. Seine Männer würden sich etwa einen Monat in Stützpunkten in der russisch-kontrollierten Ukraine ausruhen. "Es war ein hartes Jahr. Dann werden wir sehen, wie es weitergeht."
Der ukrainische Heereskommandeur Olexander Syrskyj teilte am Donnerstag mit, seine Armee habe die Kämpfe an den Flanken von Bachmut eingestellt, um andere Aufgaben zu übernehmen. Offiziell aufgegeben hat die Ukraine Bachmut aber nicht. Das Land will im Zuge einer großen Gegenoffensive seine Gebiete von der russischen Besatzung befreien.
Wollte Russland die Söldner mit Sprengfallen töten?
Um Bachmut war monatelang erbittert und verlustreich gekämpft worden. Im Kampf um die völlig zerstörte Stadt, die einst 70.000 Einwohner zählte, traten zudem in den vergangenen Wochen heftige Machtkämpfe innerhalb der russischen Militärführung zutage. So warf Prigoschin immer wieder Verteidigungsminister Sergei Schoigu vor, seine Kämpfer nicht ausreichend mit Munition zu versorgen.
Am Freitagabend erhob Prigoschin neue schwere Vorwürfe. Ihm zufolge haben Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums Sprengsätze deponiert, die seine Kämpfer treffen sollten. Seine Männer hätten ein Dutzend Orte hinter der Front entdeckt, an denen Beamte verschiedene Sprengsätze - einschließlich hunderter Panzerminen - versteckt hätten, schreibt er auf Telegram.
Auf Nachfrage hätten die Beamten auf Befehle ihrer Vorgesetzten verwiesen. Angesichts der Lage der Sprengsätze könne angenommen werden, dass sie für seine Wagner-Söldner bestimmt gewesen seien. "Wir gehen davon aus, dass das der Versuch einer öffentlichen Bestrafung war." Eine Stellungnahme des Verteidigungsministeriums lag nicht vor. Prigoschin ist wiederholt mit dem regulären Militär aneinandergeraten.
Quelle: ntv.de, tno/dpa/rts