Politik

Widerspruch gegen Angriffskrieg Putin-Vertrauter Tschubais setzt sich ins Ausland ab

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Tschubais und Putin im Jahr 2016.

(Foto: imago/Russian Look)

Die beschworene Einigkeit in Russland bekommt offenbar Risse bis in das Umfeld von Präsident Putin. Berichten zufolge hat dessen langjähriger Vertrauter Tschubais das Land verlassen - weil er mit dem Angriffskrieg in der Ukraine nicht einverstanden ist.

Der russische Präsident Wladimir Putin verliert einem Insider zufolge einen altgedienten Vertrauten: Der frühere Reformer Anatoli Tschubais hat seinen Posten als Sonderbeauftragter von Putin für Beziehungen zu internationalen Organisationen aufgegeben, wie ein Insider sagte. Tschubais habe das Land bereits verlassen und nicht die Absicht, zurückzukehren. Bloomberg berichtet mit Verweis auf zwei informierte Personen, Auslöser sei dessen Widerstand gegen den Angriffskrieg in der Ukraine.

Tschubais ist die bislang hochrangigste Persönlichkeit in Russland, die von ihrem Posten zurückgetreten ist, seit dem Einmarsch in der Ukraine vor einem Monat, der in Russland nach offiziellen Sprachgebrauch als "spezielle Militäroperation" bezeichnet wird. Tschubais gilt als Architekt der postkommunistischen Reformen in Russland in den 1990er Jahren. Er führte einst auch eine liberale Oppositionspartei an. Auch leitete er das staatliche Technologieunternehmen Rusnano.

Russland hat seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine auch sein Vorgehen gegen Kritiker innerhalb der eigenen Landesgrenzen verschärft. Putin verglich vor wenigen Tagen in einer im Staatsfernsehen übertragenen Rede die Kritiker und Kriegsgegner mit "Mücken" und nannte sie "Verräter", "Abschaum" oder "Gesindel". Experten deuteten dies als Zeichen dafür, dass die nach außen beschworene Einheit hinter den Expansionsplänen des Kremlchefs längst Risse hat.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow äußerte sich im Nachgang ähnlich, sprach sogar von einer "Säuberung" Russlands, die die "Spezial-Operation" möglich mache. Das Wort "Krieg" für die ins Stocken geratene militärische Offensive im demokratischen Nachbarland steht inzwischen unter Strafe. "In solchen Situationen erweisen sich viele Menschen als Verräter und gehen von selbst aus unserem Leben", sagte Peskow. Putin hatte zuvor verkündet: "Ich bin sicher, dass eine solche echte und notwendige Selbstreinigung der Gesellschaft unser Land nur stärken wird."

Quelle: ntv.de, tsi/rts

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