Antwort auf Anfrage bleibt aus Putin hat keine Zeit für den Papst
03.05.2022, 10:40 Uhr
Entgegen mehrfacher Einladung der politischen Führung in Kiew und auch der katholischen Kirche hat Franziskus nicht vor, in die ukrainische Hauptstadt zu reisen.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Papst Franziskus würde sich gern für ein Ende des Krieges in der Ukraine einsetzen - und dafür den russischen Präsidenten Putin treffen. Dieser hat bislang aber nicht auf die Bemühungen des Oberhaupts der römisch-katholischen Kirche reagiert.
Papst Franziskus hat nach eigenen Angaben schon vor Wochen um ein Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau gebeten, um sich für ein Ende des Krieges einzusetzen. "Wir haben noch keine Antwort und wir bestehen noch darauf, auch wenn ich fürchte, dass Putin in diesem Moment das Treffen nicht machen kann und will", erklärte der 85-Jährige der italienischen Zeitung "Corriere Della Sera".
Bereits unmittelbar nach Kriegsbeginn am 24. Februar habe Franziskus dafür mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefoniert. Ein Gespräch mit Putin habe es hingegen noch nicht gegeben. Das Angebot für ein Treffen soll Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin dem Kreml bereits Mitte März unterbreitet haben. Im Gespräch mit der Mailänder Tageszeitung äußerte Franziskus die Befürchtung, dass Putin momentan zu einem solchen Treffen nicht bereit sei.
Einen Besuch in der Ukraine hält Franziskus derzeit nicht für möglich. "Ich kann derzeit nicht nach Kiew. Zuerst muss ich nach Moskau, zuerst muss ich Putin treffen", sagte der Argentinier. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und die Klitschko-Brüder hatten Franziskus bereits eingeladen, nach Kiew zu kommen. Franziskus erzählte, er habe zu Kriegsbeginn mit Selenskyj gesprochen, mit Putin jedoch nicht. Stattdessen sei er damals zum russischen Botschafter am Heiligen Stuhl gegangen und habe eine Erklärung verlangt. "Ich wollte eine klare Geste machen, die die ganze Welt sieht."
Kritik an Waffenlieferungen
Im Gespräch mit der Zeitung äußerte sich der Papst auch zur Rolle des Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche, Kyrill. Diesen halte er nicht für den Richtigen, um Putin umzustimmen. "Ich habe 40 Minuten mit Kirill über Zoom gesprochen. In den ersten zwanzig hat er mir mit einem Zettel in der Hand die Rechtfertigungen für den Krieg vorgelesen", schilderte Franziskus. Der Patriarch hat Putins Vorgehen in der Ukraine öffentlich unterstützt und damit Irritationen auch in Teilen der orthodoxen Kirchen ausgelöst. Der Papst kritisiert Russlands Angriff auf die Ukraine und hat unlängst ein geplantes Treffen mit Kyrill abgesagt.
Der Pontifex kritisierte zudem Waffenlieferungen an die Ukraine. "Der Handel mit Waffen ist ein Skandal, nur wenige wirken dem entgegen", sagte der Papst, der mit bürgerlichen Namen Jorge Bergoglio heißt. Er gab jedoch zu, nicht auf die Frage, ob das Beliefern der Ukraine richtig sei oder nicht, antworten zu können, weil er zu weit weg sei. Klar sei jedoch, dass in der Ukraine gerade Waffen ausprobiert würden. Als Fazit zur aktuellen Lage um den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sagte der Papst, dass es nicht "genügend Willen für den Frieden gibt".
Quelle: ntv.de, jki/rts