Ex-Außenminister wählt Biden Republikaner zweifeln zunehmend an Trump
07.06.2020, 17:00 Uhr
Der Rückhalt Trumps in der eigenen Partei sinkt.
(Foto: AP)
Kritik muss US-Präsident Trump seit seiner Wahl einstecken. Dennoch kann er auf seine Anhänger zählen, vor allem unter den Republikanern. Doch deren Meinung wandelt sich angesichts der derzeitigen Krisen, wie eine Umfrage zeigt: Die Unzufriedenheit mit Trumps Politik wächst.
Fünf Monate vor der Präsidentschaftswahl in den USA sind immer weniger Anhänger der Partei von Präsident Donald Trump von der Richtung überzeugt, die das Land in Zeiten der Corona-Krise, des wirtschaftlichen Abschwungs und der Massenproteste gegen Rassismus und Polizeigewalt einschlägt.
Nur noch 46 Prozent der Amerikaner, die sich als Republikaner bezeichnen, geben in einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters und des Meinungsforschungsinstituts Ipsos an, dass sich die USA ihrer Auffassung nach noch auf dem richtigen Weg befinden. Es ist das erste Mal, dass der Wert so niedrig ausfällt, seit es im August 2017 bei einem von Rechtsextremen organisierten Protestmarsch in Charlottesville zu Ausschreitungen kam und eine Gegendemonstrantin getötet wurde.
Anfang März, also kurz bevor in großen Teilen der USA die Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie angeordnet wurden, hatten sich noch etwa 70 Prozent optimistisch geäußert.
37 Prozent der befragten Anhänger der Republikaner sind laut der aktuellen Erhebung der Meinung, dass das Land auf dem falschen Weg ist. 17 Prozent davon geben an, sie würden Trumps demokratischen Herausforderer Joe Biden wählen, fände die für November angesetzte Präsidentenwahl heute statt. 63 Prozent wollen aber immer noch für Trump stimmen.
Trumps eigene Beliebtheitswerte verharren bei 40 Prozent. An der Online-Umfrage beteiligten sich in der vergangenen Woche landesweit 1113 amerikanische Erwachsene.
Powell würde Biden wählen
Zuletzt hatten auch prominente Republikaner den Präsidenten wegen seines Umgangs mit dem Tod von George Floyd bei einem Polizeieinsatz und den Protesten gegen Rassismus kritisiert. So will Ex-Außenminister Colin Powell bei der Wahl im November für Biden stimmen. Das kündigte er im US-Sender CNN an. Der Ex-General übte zugleich scharfe Kritik an Trump. Dieser entferne sich von der Verfassung und werde "gefährlich für unsere Demokratie, gefährlich für unser Land", so Powell. "Er lügt über Dinge und er kommt damit durch, weil Menschen ihn nicht zur Rechenschaft ziehen." Powell war von 2001 bis 2005 unter US-Präsident George W. Bush Außenminister.
Trump reagierte prompt auf Powells Äußerungen und verwies auf dessen Auftritt vor dem UN-Sicherheitsrat 2003, wo Powell zur Begründung für einen Einmarsch der USA im Irak vermeintliche Belege für Massenvernichtungswaffen präsentiert hatte, die Bagdad gar nicht besaß. "Sagte Powell nicht, dass der Irak über 'Massenvernichtungswaffen' verfügt?", twitterte Trump. "Sie hatten keine, aber wir zogen in den Krieg".
Zuvor hatte bereits Trumps früherer Verteidigungsminister James Mattis geschrieben, Trump sei der erste Präsident, den er erlebe, der sich nicht darum bemühe, das Land zu einen, sondern seit drei Jahren versuche, das Land zu spalten. "Wir sind Zeugen der Konsequenzen von drei Jahren ohne reife Führung", schrieb der pensionierte General im US-Magazin "The Atlantic". Der frühere Chef des Stabes im Weißen Haus, John Kelly, sagte er stimme mit Mattis' Kritik überein. "Ich denke, wir müssen uns genauer ansehen, wen wir wählen", sagte der Ex-General. Dabei müsse es um charakterliche und ethische Eigenschaften gehen, so Kelly.
Quelle: ntv.de, mli/rts