Viele Tote und Verletzte Rettungskräfte suchen nach Überlebenden in Dnipro
15.01.2023, 01:21 Uhr
Zerstörung verursacht durch Russland.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Am Samstag überziehen die russischen Streitkräfte die Ukraine mit Raketen. Dabei zerstören sie in Dnipro auch ein Hochhaus. In den Trümmern suchen Rettungsteams und Freiwillige mit bloßen Händen nach Überlebenden. Einige rufen um Hilfe und schicken SMS.
Bei einem russischen Raketenangriff auf ein bewohntes Hochhaus in der ukrainischen Großstadt Dnipro sind nach vorläufigen Behördenangaben mindestens 14 Menschen getötet worden. Mindestens 64 weitere Menschen seien verletzt worden, erklärte der Gouverneur der Region Dnipropetrowsk, Walentyn Resnitschenko, im Onlinedienst Telegram. Unter den Toten sei auch ein 15-jähriges Mädchen. Sieben Kinder wurden seinen Angaben zufolge verletzt, das kleinste sei erst drei Jahre alt.
Es gebe noch Überlebende in den Trümmern, sagte ein Sprecher der Einsatzkräfte. Zum Teil suchen Rettungsteams und Freiwillige mit bloßen Händen nach Verschütteten. "Manche schicken SMS", sagte der stellvertretende Bürgermeister von Dnipro in einem Video in den sozialen Medien. Man könne auch Rufe aus den Trümmern hören.
Durch den Raketenangriff sollen 72 Wohnungen zerstört worden sein. Insgesamt seien in dem Haus zwischen 100 und 200 Menschen gemeldet gewesen, sagen die Behörden. Mehr als 1000 Menschen müssten in warmen Unterkünften versorgt werden.
In den Trümmern signalisierten verschüttete Bewohner in der Dunkelheit nach ukrainischen Medienberichten auch mit ihren Taschenlampen an Mobiltelefonen, wo sie sich unter den Trümmern befanden, um gerettet zu werden. Viele schrien auch, wie auf Videos in sozialen Netzwerken zu hören war.
"Russen sind Terroristen"

Diese Bewohner haben Glück gehabt: Sie haben "nur" ihr Hab und Gut verloren.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Die Präsidialverwaltung in Kiew veröffentliche Fotos und Videos von dem in Trümmern liegenden Gebäude. Der Leiter des Präsidialamts in Kiew, Andrij Jermak, zeigte sich entsetzt: "Russen sind Terroristen, die bestraft werden für alles. Alle - ohne Ausnahme." Er sagte, dass die Flugabwehr und Luftstreitkräfte ihre Arbeit erledigten. "Wir werden zurückschlagen", betonte er. Der Feind ändere seine Taktik nicht und setze seine Schläge gegen die zivile Infrastruktur fort.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte ebenfalls den "russischen Terror". Mit Blick auf die Bergungsarbeiten sagte er: "Wir kämpfen um jeden Menschen, um jedes Leben." Die Verantwortlichen für diese Bluttat würden gefunden und betraft.
Erster Großangriff seit Silvester
Der Raketeneinschlag in Dnipro war der folgenreichste von mehreren Angriffen am Samstag. Im ganzen Land galt zeitweise Luftalarm. Es war der erste russische Großangriff dieser Art seit dem Jahreswechsel. Das ukrainische Militär teilte mit, dass von 38 russischen Raketen am Samstag 25 abgeschossen worden seien.
Zuvor hatten die ukrainischen Luftstreitkräfte vor möglichen neuen Angriffen gewarnt. Demnach waren zahlreiche russische Langstreckenbomber vom Typ Tupolew Tu-95 tagsüber in der Luft. Im Schwarzen Meer hatten zudem russische Kriegsschiffe Stellung bezogen, von denen ebenfalls immer wieder Raketen abgefeuert werden.
Quelle: ntv.de, chr/rts/dpa/AFP