Finnen machen Grenzen dicht Russe radelt in letzter Minute nach Finnland
30.09.2022, 13:22 Uhr
Tausende Russen flohen in den vergangenen Tagen vor der Rekrutierung nach Finnland.
(Foto: picture alliance/dpa/Lehtikuva)
Auf wie vielen Rädern sie die Grenze überquerten, spielte am Ende keine Rolle: In der Nacht sind die letzten Russen vor der Teilmobilisierung nach Finnland geflohen. Seit heute dürfen russische Touristen dort nicht mehr einreisen. Ein weiteres Nachbarland Russlands könnte bald folgen.
Finnland hat in der Nacht zum Freitag seine Grenze für russische Touristen geschlossen. Wie Aufnahmen des finnischen Senders Yle zeigten, schafften es am Grenzübergang Vaalimaa um 0.02 Uhr noch sieben Autos sowie ein strahlender junger Mann auf einem Fahrrad über die Grenze. Die Finger zum "Peace"-Zeichen geformt, radelte er auf die Kamera am Grenzpunkt zu. Dann fiel der Schlagbaum herunter.
Für Finnland, das seit Jahrhunderten eine komplexe und wechselhafte Geschichte mit Russland verbindet, war das ein historischer Moment. Die finnische Regierung hatte am Donnerstag mit Blick auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine bekannt gegeben, dass russische Touristen ab Mitternacht nicht mehr einreisen dürfen. Es gelten allerdings Ausnahmeregelungen, damit Russen weiterhin nach Finnland kommen können, um dort zum Beispiel enge Familienmitglieder zu besuchen, arbeiten oder sich medizinisch versorgen lassen zu können.
In den vergangenen Tagen waren nach Statistiken des finnischen Grenzschutzes einige Tausend Russen täglich nach Finnland eingereist - und deutlich weniger ausgereist. Finnland hat eine rund 1340 Kilometer lange Grenze zu Russland und damit die mit Abstand längste aller EU-Länder. Russlands andere EU-Nachbarn Estland, Lettland, Litauen und Polen hatten die Einreise für Menschen aus dem Riesenreich schon am 19. September beschränkt.
Auch Norwegen erwägt Grenzschließung
Auch Norwegen behält seine Grenze zu Russland nun intensiver im Auge. Das Land ist zwar kein Mitglied der EU, wohl aber Teil des Schengen-Raums. Dies bedeutet, dass Russen über den hohen Norden in diesen Raum einreisen können. Man kontrolliere die norwegisch-russische Grenze stärker und erhöhe das Bereitschaftsniveau, teilte das norwegische Justizministerium mit. Die Mobilisierung in Russland und ein mögliches Ausreiseverbot für russische Staatsbürger erhöhe das Risiko illegaler Grenzübertritte. Am Freitag sollte deshalb ein Polizeihubschrauber in der Region stationiert werden, um mögliche rechtswidrige Übertritte besser im Blick behalten zu können.
Norwegen grenzt im hohen Norden auf 198 Kilometern Länge an Russland. Einziger offizieller Übergang ist die Grenzstation Storskog. Die norwegische Regierung hatte es russischen Staatsbürgern im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine bereits im Mai erschwert, Visa zu erhalten. Die Lage könnte weiter verschärft werden: "Wir werden die Grenze schnell schließen, sollte das notwendig werden", warnte Justizministerin Emilie Enger Mehl.
Quelle: ntv.de, spl/dpa