Politik

Informationskampagne für Russen Russen im Ausland sollen per Telefon aufklären

Telefonisch halten auch viele Geflüchtete noch immer Kontakt in die Ukraine.

Telefonisch halten auch viele Geflüchtete noch immer Kontakt in die Ukraine.

(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)

Unabhängige Informationen sind in Russland immer schwerer zu bekommen. Auf einem ungewöhnlichen Kanal wollen Menschen von Litauen aus der Putin-Propaganda trotzdem etwas entgegensetzen. Das Mittel der Wahl ist das gute alte Telefon.

Eine Gruppe von Aktivisten hat in Litauen eine Kampagne zur Information der russischen Bevölkerung über das Kriegsgeschehen in der Ukraine gestartet. Die Initiative mit dem Namen "Call Russia" fordert russische Bürger im Ausland dazu auf, ihre Landsleute anzurufen und über die Ereignisse im Ukraine-Krieg aufzuklären.

Angesichts der massiven Zensur durch ein neues russisches Gesetz können Journalisten in dem Land nicht mehr frei über den Krieg berichten. Die Aktivisten hoffen, dass der direkte Kontakt mit Bürgern in Russland die Darstellung der staatlichen Medien umgehen und die Meinung der Russen zu dem Krieg ändern könnte.

Die Initiative verfügt über eine Datenbank mit 40 Millionen zufällig ausgewählten russischen Telefonnummern. Jedes Mal, wenn ein Benutzer auf die Webseite der Kampagne klickt, erscheint eine neue Nummer, die er anrufen kann. Paulius Seniuta, einer der Gründer der Kampagne, sagte, er habe mit drei Menschen in Moskau über den Krieg gesprochen und die Gespräche seien "sehr schwierig" gewesen. "Diese Leute befinden sich in völlig unterschiedlichen Informationszuständen und haben radikal gegensätzliche Ansichten", sagte der Marketingspezialist. "Manchmal schien es, als kämen wir tatsächlich von unterschiedlichen Planeten."

Kein Konfrontationskurs

Die Webseite bietet auch Tipps für die Anrufer aus dem Ausland. So solle man etwa nicht mit den Menschen "schimpfen" oder sie "beleidigen" und sich darauf einstellen, dass die Angerufenen eine andere Sichtweise vertreten. "Wir bitten die Leute, nicht auf Konfrontationskurs zu gehen", sagte Seniuta. "Wir fordern die Menschen auf, über die Tragödie des menschlichen Leidens zu sprechen, über Menschen, die sterben, über Frauen, die gezwungen werden, in U-Bahn-Stationen zu gebären", fügte der Gründer hinzu.

Russland hatte zuletzt im Zusammenhang mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine ein neues Gesetz erlassen, das bis zu 15 Jahre Haft für die Verbreitung von angeblichen Falschinformationen über die russischen Streitkräfte vorsieht. Seitdem haben zahlreiche ausländische Korrespondenten das Land verlassen. In Staatsmedien wird der Krieg gegen die Ukraine ausschließlich als "Militäroperation" bezeichnet, auch Begriffe wie "Invasion" sind verboten, Opferzahlen werden nicht genannt.

Quelle: ntv.de, sba/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen