Wache vor dem Generalkonsulat? Russische "Nachtwölfe" postieren sich in Bonn
11.03.2022, 15:48 Uhr
Die "Nachtwölfe" sind eng mit Russlands Präsident Wladimir Putin verbunden.
(Foto: Kay Nietfeld/dpa)
Das russische Generalkonsulat in Bonn erhält am vergangenen Wochenende eine Drohbotschaft. Kurz darauf tauchen Mitglieder der Rockergruppe "Nachtwölfe" vor dem Gebäude auf. Was sie da wollen, ist unklar. Der Klub ist eng mit Russlands Präsident Wladimir Putin verbunden.
Mitglieder der berüchtigten russischen Rockergruppe "Nachtwölfe" haben sich am vergangenen Wochenende für mehrere Stunden vor dem russischen Generalkonsulat in Bonn postiert. Am Tag zuvor war dort eine Drohbotschaft mit einem weißen Pulver eingegangen. Das Landeskriminalamt (LKA) bestätigte den Vorgang. Der "Kölner Stadt-Anzeiger" hatte zuvor von diesem Vorfall berichtet. Nach dpa-Informationen stellten die zehn Rocker ihren Auftritt als Motorrad-Pause dar - auf dem Weg zu einem nahen Krankenhaus.
Der "Stadt-Anzeiger" bezieht sich auf ein internes Lagebild des LKA zu Straftaten, die mit dem Krieg in der Ukraine zusammenhängen. Demnach wurden seit dem Einmarsch Russlands bis Wochenbeginn 49 Straftaten verzeichnet: Von Volksverhetzung über Sachbeschädigung, Erpressung und Raub. Wie das Landeskriminalamt bestätigte, handelte es sich bei einem Drittel der Geschädigten um Russen. Dazu zählte auch das weiße Pulver am Konsulat - das sich letztlich als harmlos herausstellte.
Ob die "Nachtwölfe" nach dem Vorfall quasi als Wachleute vor dem russischen Konsulat aufzogen, blieb bislang unklar. Laut einem Sprecher nahm man von allen Beteiligten die Personalien auf. Nach dpa-Informationen sind die zehn Männer gebürtig vor allem aus Russland und Kasachstan. Der nationalistische Motorradclub ist eng mit Russlands Präsident Wladimir Putin verbunden. Putin hatte mehrmals an Veranstaltungen des Clubs teilgenommen und gesagt: "Solche männlichen und coolen Kerle sind jungen Menschen in unserem Land ein Vorbild und zeigen ihnen, wie sie mit Russland umgehen sollten."
Das Lagebild geht auch auf Straftaten ein, die sich gegen ukrainische Staatsbürger richteten. Dazu zählt das LKA auch das abgebrannte Auto einer Flüchtlingsfamilie in Krefeld. Insgesamt acht Fälle habe es bis zum 7. März gegeben, bei denen Ukrainer Opfer wurden.
Die "Nachtwölfe" sind unter anderem für ihre jährliche Tour nach Berlin bekannt. Der Trip von Moskau in die deutsche Hauptstadt soll an den Vormarsch der Roten Armee am Ende des Zweiten Weltkriegs erinnern. In Russland wird der 9. Mai als "Tag des Sieges" über Hitlerdeutschland gefeiert. Präsident Wladimir Putin rief in Moskau bei einer Militärparade zur internationalen Zusammenarbeit gegen Terrorismus und Neonazismus auf.
Quelle: ntv.de, tno/dpa