Krieg als Weg in die Freiheit Russischer Ex-Bürgermeister wählt Front statt Gefängnis
14.01.2024, 16:57 Uhr Artikel anhören
Gumenjuk soll sich seinem Anwalt zufolge derzeit noch in der Ausbildung befinden.
(Foto: Newsbox24)
2021 tritt Oleg Gumenjuk als Bürgermeister von Wladiwostok zurück. Kritik an seiner Amtsführung ist nicht der einzige Grund: Ein Gericht verurteilt ihn wegen Korruption zu zwölf Jahren Gefängnis. Der russische Angriff auf die Ukraine beschert ihm ein "hundertprozentiges Ticket in die Freiheit".
Oleg Gumenjuk, der frühere Bürgermeister der ostrussischen Großstadt Wladiwostok, hat sich russischen Berichten zufolge entschieden, in den Krieg gegen die Ukraine zu ziehen, um einer Haftstrafe wegen Korruption zu entgehen. Wie die Zeitung "Kommersant" unter Berufung auf Gumenjuks Anwalt Andrej Kitaew berichtet, hat der ehemalige Politiker einen Vertrag mit dem russischen Verteidigungsministerium unterzeichnet und sich zum Dienst an der Front gemeldet.
Gumenjuk war ab 2018 Bürgermeister von Wladiwostok, der größten russischen Stadt am Pazifik in der Region Ferner Osten. 2021 trat er nach massiver Kritik an seiner Amtsführung zurück. Im vergangenen Jahr wurde er von einem Gericht zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt, weil er Bestechungsgelder in Höhe von umgerechnet mehr als 390.000 Euro angenommen hatte.
Russland bietet Häftlingen Begnadigung an, wenn sie sich für den Frontdienst in der Ukraine melden. Zehntausende Gefangene haben davon Gebrauch gemacht. Diese Form der Rekrutierung für den Ukraine-Krieg geht ursprünglich auf die russische Söldner-Gruppe Wagner zurück. Laut "Kommersant" diente Gumenjuk bereits von 1985 bis 1987 in der Marine der UdSSR.
"Hundertprozentiges Ticket in die Freiheit"
Gumenjuk habe seine Einberufungsorder für den 22. Dezember bekommen, sagte sein Anwalt Andrej Kitaew der Zeitung "Kommersant". Über den aktuellen Aufenthaltsort des früheren Bürgermeisters liegen ihm zufolge keine Informationen vor. "Soweit ich weiß, muss er zunächst auf einem der Trainingsplätze trainieren", sagt der Anwalt. Ein Foto, das lokale Medien veröffentlicht haben, zeigt Gumenjuk ausgerüstet mit Waffe und Militäruniform umringt von anderen Soldaten.
Demnach dient der frühere Bürgermeister bei den strategischen Luftverteidigungskräften und nicht wie andere russische Häftlinge in den Sturm-Z-Einheiten. Diese kommen vornehmlich bei Angriffen auf städtische Gebiete in der Ukraine zum Einsatz und sind aufgrund des oberflächlichen Trainings oftmals schlecht ausgebildet. Für Gumenjuk sei sein Einsatz ein "hundertprozentiges Ticket in die Freiheit", heißt es in dem Bericht.
Quelle: ntv.de, chr/rts