Abweichung von Sprachregelung Russischer Konzern sieht Verbrechen in Butscha
08.04.2022, 14:33 Uhr
Fast alle in Butscha getöteten Zivilisten wurden erschossen, sagte Bürgermeister Fedoruk.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Die Tötung von mehr als 300 Zivilisten in Butscha bezeichnet der Kreml als "Fake". Anders nun der russische Aluminiumkonzern Rusal: Abweichend von der offiziellen Sprachregelung spricht er von einem Verbrechen. Außerdem fordert er eine unabhängige Aufklärung sowie "eine harte Bestrafung für die Täter".
Der russische Aluminiumkonzern Rusal hat als erstes russisches Großunternehmen eine "objektive und unabhängige Aufklärung des Verbrechens" in der ukrainischen Stadt Butscha nahe Kiew gefordert. Mit seiner Pressemitteilung weicht der Konzern von der Sprachregelung des Kremls ab, der die Tötung der Zivilisten in Butscha als "Fake" bezeichnet hat.
In der Presseerklärung zeigt sich Rusal "schockiert" angesichts der Berichte aus Butscha. Der Konzern macht zwar keine direkten Schuldzuweisungen, spricht aber von einem schockierenden Verbrechen und fordert "eine harte Bestrafung für die Täter". Zugleich spricht sich der Aluminiumgigant für eine friedliche Lösung des Ukraine-Konflikts aus.
In Butscha, das nach Kriegsausbruch wochenlang von russischen Truppen besetzt worden war, wurden nach der Rückeroberung des Ortes durch ukrainisches Militär mehr als 300 Leichen von Zivilisten gefunden, von denen rund 90 Prozent Schusswunden aufwiesen, wie Bürgermeister Fedoruk sagte. Einige der Opfer wiesen zudem Folterspuren auf.
Kiew beschuldigt Moskau schwerer Kriegsverbrechen und verweist dabei auf nicht-kommerzielle Satellitenbilder, die zeigen würden, dass Opfer mindestens seit dem 10. März auf einer Straße gelegen hätten. Zu diesem Zeitpunkt waren in Butscha russische Streitkräfte im Einsatz. Die russische Führung hingegen spricht von einer "Inszenierung", es handele sich bei den Bildern um gestellte Szenen.
Einer der größten Aktionäre von Rusal ist der als kremlnah geltende Milliardär Oleg Deripaska, der seit 2018 auf der Sanktionsliste der USA steht. Nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs war er einer der ersten Großunternehmer, der sich für Friedensverhandlungen aussprach.
Quelle: ntv.de, mbu/dpa