Kritiker von Putins "Puppen" Russisches Gericht verurteilt Kult-Autor
08.08.2023, 10:36 Uhr Artikel anhören
Ruinös für Russland, tödlich und zerstörerisch für die Ukraine: Gluchowski, hier im Jahr 2016, ist ein scharfer Kritiker des russischen Krieges.
(Foto: imago/Agencia EFE)
Dmitri Gluchowski ist weit über die Grenzen Russlands hinaus bekannt. Der Autor des postapokalyptischen Romans "Metro 2033" kritisiert schon früh das System Putin - und nun auch den Krieg. Vor Gericht kommt ihn das teuer zu stehen.
Ein russisches Gericht hat den bekannten Science-Fiction-Autor Dmitri Gluchowski am Montag in Abwesenheit zu acht Jahren Haft verurteilt. Wie die russische Nachrichtenagentur TASS berichtete, wurde der Schriftsteller der Verbreitung von "Falschinformationen" über die russische Armee für schuldig befunden. Gluchowski wurde auf Grundlage eines Gesetzes verurteilt, das erst kurz nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 verabschiedet worden war.
Gluchowskis bekanntestes Werk ist der postapokalyptische Roman "Metro 2033", eine Geschichte um einen Atomkrieg, die Überreste der menschlichen Zivilisation und ihren Existenzkampf. Das Buch diente auch als Grundlage für ein beliebtes Videospiel.
Der von Moskau bereits zum "ausländischen Agenten" erklärte 44-Jährige lebt außerhalb Russlands. Er hat Moskaus Invasion gegen dessen Nachbarn mehrfach kritisiert. Zum Jahrestag des Beginns des Einmarsches im Februar erklärte der Autor in den Onlineplattformen: "Wie schon vor einem Jahr bin ich fest davon überzeugt, dass dieser Krieg ebenso ruinös für Russland und unser Volk ist, wie er tödlich und zerstörerisch für die Ukraine ist, die ich liebe." Auch bekundete er im Internet seine Unterstützung für den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny, der vergangene Woche zu 19 Jahren Haft verurteilt worden war.
Schon vor zehn Jahren äußerte er im Interview mit ntv.de harsche Kritik an seinem Heimatland. Eine Korruptionspyramide ersetze ein echtes demokratisches System, sagte er. Es gebe eine "starke Nazi-Bewegung" in Russland. "Es gibt kein öffentliches politisches Leben. Alles ist simuliert. Wir haben nur Marionetten, die vorgeben, Kommunisten, Nationalisten, Demokraten oder Konservative zu sein. Tatsächlich sind alle nur Puppen. Denn noch immer muss diese Farce veranstaltet werden, die sich Wahl nennt. Wahlen sind ein Rattenrennen. Und egal, welche zuerst ankommt – sie gehört dem Kreml."
Quelle: ntv.de, ghö/AFP