Befreiungskampf gestartet? Russland: Ukraine scheitert mit Angriff auf Kinburn-Halbinsel
15.11.2022, 10:55 Uhr
Ukrainische Beschüsse in der Region Mykolaiv hätten zu Waldbränden auf der Halbinsel Kinburn geführt, schreibt die russische Staatsagentur Tass.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Nach dem Erfolg in Cherson könnte die Rückeroberung von Gebieten durch die Ukraine weitergehen. So habe das ukrainische Militär einen Angriff auf die strategisch wichtige Halbinsel Kinburn gestartet, berichten russische Medien. Die Besatzer hätten diesen Kampf jedoch für sich entscheiden können.
Russischen Angaben zufolge haben ukrainische Truppen in der Nacht auf Montag einen Angriff auf die Kinburn-Halbinsel südwestlich von Cherson gestartet. Russische Militärblogger berichten, ukrainische Truppen seien auf der Halbinsel gelandet, anschließend hätten russische Truppen die Gefechte aber für sich entschieden. Dies schreibt die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) in ihrem neuesten Bericht. Die Blogger fürchten, der Angriff könnte ein Hinweis auf die Fähigkeit der Ukraine sein, am Ostufer des Dnipro zu landen.
Laut der BBC haben die ukrainischen Streitkräfte nach dem Erfolg in Cherson mit der Befreiung der Halbinsel Kinburn begonnen. "Derzeit gehen die Kampfhandlungen (auf der Nehrung von Kinburn) weiter", zitierte der Sender Natalia Gumenyuk, Sprecherin des Einsatzführungskommandos "Süd" der Streitkräfte der Ukraine, am vergangenen Samstag. "Und wenn wir uns schon das Ziel gesetzt haben, die gesamte Region Mykolaiv zu befreien, dann wird sie auch befreit werden."
Am Montag berichteten mehrere russische Telegramkanäle und die staatliche Agentur Ria Nowosti über die Landung ukrainischer Truppen auf der Halbinsel. "Eine subversive Gruppe des 73. Marinezentrums für Spezialoperationen der Streitkräfte der Ukraine wurde vernichtet. Die Zerstörung von vier leichten Motorbooten wurde bestätigt. Etwa 20 ukrainische Soldaten wurden getötet", hieß es in den Medien unter Berufung auf eine Quelle bei den Sicherheitskräften Russlands.
Kinburn-Halbinsel strategisch wichtig
Kiew hat sich bisher noch nicht zu der Operation geäußert. Es gebe lediglich Berichte aus ukrainischen Quellen, dass die russischen Streitkräfte am Montag Flugabwehrraketen in der Region Mykolaiv abgefeuert hätten, um die ukrainische Feuerkontrolle über die Halbinsel Kinburn zu stören, schreibt das ISW. Die BBC verweist zudem auf ein Video des ukrainischen Verteidigungsministeriums in den sozialen Netzwerken, das die Bewegung einer Gruppe ukrainischer Soldaten auf leichten Motorbooten zeigt. "Wahrscheinlich geht es darum, den Dnipro oder das Dnipro-Mündungsgebiet zu forcieren", schreibt der Sender.
Außerdem weise ein nur aus Emojis bestehender Twitter-Eintrag von Andriy Yermak, dem Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, darauf hin, dass die Ukraine zur Befreiung der Halbinsel Kinburn angesetzt habe. Demnach könne der Tweet "ohne großen Aufwand als Bestätigung für die Befreiung von Kinburn entziffert werden", so die BBC.
Kinburn gehört zur Region Mykolaiv. Nach Angaben des Gouverneurs, Vitalii Kim, ist die Halbinsel das letzte Gebiet in der Region, das unter russischer Kontrolle steht. Russische Truppen haben sie gleich zu Beginn der Invasion, im Frühjahr dieses Jahres, erobert. Die Besetzung der Nehrung von Kinburn ermöglichte es ihnen, die Kontrolle über einen großen Teil des Schwarzen Meeres zu erlangen und die Häfen von Cherson und Mykolaiv zu blockieren.
Außerdem kann die russische Artillerie durch Besatzung der Halbinsel die ukrainische Hafenstadt Otschakiw angreifen. In dieser Stadt befindet sich der Stützpunkt des Naval Special Operations Center der ukrainischen Marine. Der russische Präsident Wladimir Putin erklärte Otschakiw schon zu Beginn des Krieges zu einer großen Bedrohung. Die Stadt sei das Symbol für das Eindringen der NATO in Moskaus historischen Einflussbereich.
Quelle: ntv.de, spl