"Grenzt an Wahnsinn" Kreml droht vor möglichem Visa-Stopp für Russen
01.09.2022, 11:38 Uhr (aktualisiert)
Kreml-Sprecher Peskow zweifelt am Urteilsvermögen der EU-Staaten.
(Foto: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin/AP)
Ein Visa-Stopp für russische Touristen wäre eine drastische Reaktion des Westens auf den Angriffskrieg in der Ukraine. Das würde die russische Gesellschaft empfindlich treffen. Entsprechend wütend reagiert der Kreml.
Russland hat im Falle einer Visa-Aussetzung für seine Bürger durch die EU vor Vergeltungsmaßnahmen gewarnt. "Das ist eine sehr schwerwiegende Entscheidung, die gegen unsere Bürger getroffen werden könnte, und eine solche Entscheidung kann nicht unbeantwortet bleiben", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Moskau verfolge die Angelegenheit genau. Russland müsse sicherstellen, "dass wir unseren Interessen am besten dienen und die Interessen unserer Bürger schützen".
Am Dienstag und am Mittwoch treffen sich in Prag die Außenminister der EU-Mitgliedstaaten. Dabei steht die Diskussion um einen möglichen Visa-Stopp für Russen im Mittelpunkt.
Einige Länder in Europa wollen angesichts Moskaus Offensive in der Ukraine keine Visa mehr an russische Touristen ausstellen. Andere Staaten befürworten die eher symbolische Aussetzung eines Abkommens mit Russland, das Visa-Erleichterungen vorsieht. Besonders die baltischen Staaten fordern ein Visa-Verbot für russische Touristen. Die Maßnahme gilt aber als unwahrscheinlich, da sie unter anderem von Deutschland abgelehnt wird.
Peskow: "Mangel an Urteilsvermögen"
Kreml-Sprecher Peskow warf den EU-Mitgliedstaaten einen "völligen Mangel an Urteilsvermögen" vor. "Diese an Wahnsinn grenzende Irrationalität ermöglicht es, dass solche Visa-Maßnahmen überhaupt diskutiert werden."
Als Reaktion auf Moskaus Offensive in der Ukraine hatten die EU-Mitgliedstaaten bereits verschiedene Sanktionen gegen Russland verhängt. Die EU hatte unter anderem Visa-Erleichterungen für russische Delegationen ausgesetzt. Kurzzeitbesucher dürfen jedoch weiter in die EU einreisen.
Die 26 Länder des Schengen-Raums erhielten im vergangenen Jahr drei Millionen Anträge auf Kurzzeitvisa, wozu neben Urlaubsreisen unter anderem auch Studienaufenthalte zählen. Mit 536.000 Anträgen kamen die meisten davon von Russen.
(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 30. August 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mba/AFP