Bislang 19 Tote, 64 Verletzte Russland greift massiv Stadt in der Westukraine an
Dass man in der Ukraine nirgends sicher ist, zeigt spätestens dieser Angriff: Die Russen attackieren die westukrainische Stadt Ternopil mit fatalen Folgen. Laut Moskau ist dies alles nur eine Reaktion auf "terroristische Angriffe".
Bei einem schweren russischen Luftangriff sind in der Stadt Ternopil im Westen der Ukraine nach Angaben der Polizei mindestens 19 Menschen getötet worden. Es gebe nach den Angriffen auf Wohnviertel in der Stadt auch mindestens 66 Verletzte, darunter 16 Kinder, wie die Behörde bei Telegram mitteilte. Es seien zwei neunstöckige Gebäude getroffen und beschädigt worden.
Rettungskräfte holten Menschen aus den zerstörten Wohnungen, hatte Innenminister Ihor Klymenko zuvor mitgeteilt. Auf Bildern des Innenministeriums waren schwere Verwüstungen der Gebäude zu sehen.
In der Nacht hatte es auch massive russische Angriffe im Gebiet Charkiw gegeben. Dabei gab es ebenfalls mehr als 30 Verletzte. Russland sprach von einer Reaktion auf "terroristische Angriffe", wobei die russischen Truppen seit Langem fast täglich ukrainische Städte attackieren.
Ukrainische Angriffe im Hinterland
Die Ukraine hatte zuvor erstmals wieder mit US-Raketen vom Typ ATACMS im russischen Hinterland angegriffen - diesmal die Region Woronesch. Das russische Verteidigungsministerium bestätigte Angaben des ukrainischen Generalstabs zum Einsatz dieser weitreichenden Raketen. Insgesamt seien vier ATACMS zerstört worden. Dem Ministerium in Moskau zufolge wurden durch Trümmer abgeschossener Raketen das Dach eines gerontologischen Zentrums, ein Heim für Waisen und ein Privatgrundstück getroffen. Es gebe weder Tote noch Verletzte in der Zivilbevölkerung. In Woronesch liegt laut Medien ein Militärflugplatz, von dem Angriffe auf die Ukraine mit Kampfjets vom Typ Su-34 geflogen werden. Das Ministerium in Moskau behauptete dagegen, dass Kiew zivile Objekte mit den US-Raketen angegriffen habe.
Das ukrainische Militär hatte am Dienstag mitgeteilt, Ziele in Russland mit von den USA gelieferten ATACMS angegriffen zu haben. Dies sei eine "bedeutende Entwicklung". Die Ukraine hatte die Waffensysteme 2023 erhalten, durfte sie jedoch zunächst nur auf eigenem Staatsgebiet einsetzen, das zu fast einem Fünftel von Russland kontrolliert wird.
US-Präsident Donald Trump hatte Medien zufolge nach einem Treffen mit dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj im September die Bereitschaft erklärt, die Beschränkungen für den Einsatz weitreichender US-Raketen aufzuheben. Es handelt sich laut russischen Medien nun um den ersten Einsatz der ATACMS-Raketen seit Trumps Amtsantritt. Unter Trumps Vorgänger Joe Biden hatte es zuletzt bereits solche Angriffe gegen Ziele in Russland gegeben. So attackierte die Ukraine bereits im Januar russisches Gebiet mit ATACMS-Raketen.
Kiew ruft nach mehr Flugabwehrraketen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte nach den massiven russischen Angriffen die Verbündeten auf, den Druck auf Russland zu erhöhen und der Ukraine Kiew mehr Flugabwehrraketen zu liefern. "Jeder schamlose Angriff auf das alltägliche Leben zeigt, dass der Druck auf Russland unzureichend ist", schrieb Selenskyj auf X. "Wirksame Sanktionen und Hilfe für die Ukraine können dies ändern." Versorgern zufolge wurde die Energieinfrastruktur in sieben ukrainischen Regionen getroffen. Das genaue Ausmaß der Schäden ist noch unklar. Im ganzen Land wurde der Stromverbrauch für die Bevölkerung jedoch eingeschränkt.
Polen ließ wegen der russischen Angriffe auf die benachbarte Westukraine erneut Kampfjets zum Schutz des eigenen Luftraums aufsteigen. Die Flughäfen Rzeszow und Lublin im Südosten Polens wurden vorübergehend geschlossen, um dem Militär im Luftraum mehr Bewegungsfreiheit zu geben.
Das ukrainische Nachbarland Rumänien startete Kampfflugzeuge zur Luftraumsicherung nach der Ortung einer Drohne während der russischen Angriffe auf der anderen Seite der Donau. Darunter waren auch zwei Eurofighter eines Bundeswehr-Kontingents, das dort gemeinsam mit der rumänischen Luftwaffe den südöstlichen Luftraum des Nato-Gebiets sichert. Berichte über einen Drohneneinschlag auf rumänischem Gebiet lagen nicht vor. Das EU- und Nato-Mitglied Rumänien hat eine 650 Kilometer lange Grenze mit der Ukraine. Es sind wiederholt Trümmer russischer Drohnen in Rumänien während russischer Angriffe auf ukrainische Häfen niedergegangen.