Politik

Evakuierung gescheitertRussland nimmt Angriffe auf Mariupol wieder auf

05.03.2022, 18:50 Uhr
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Die strategisch wichtige Hafenstadt ist vollständig vom russischen Militär eingekesselt. (Foto: AP)

Während einer Feuerpause sollen Tausende Zivilisten unter anderem aus der vom russischen Militär eingekreisten Stadt Mariupol in Sicherheit gebracht werden. Das Rote Kreuz steht für die Evakuierung bereit. Doch nur wenige können fliehen, bevor Russland neue Angriffe ankündigt.

Das russische Militär hat eigenen Angaben zufolge seine Angriffe auf die ukrainische Großstadt Mariupol und die Stadt Wolnowacha fortgesetzt. Die Kampfhandlungen seien um 16.00 Uhr nach einer mehrstündigen Feuerpause fortgesetzt worden, teilt das Verteidigungsministerium in Moskau laut Agentur Interfax mit. Die Stadt Mariupol hatte Moskau zuvor Verstöße gegen die Feuerpause vorgeworfen, auf die sich Ukraine und Russland früher am Tag verständigt hatten.

Die Einstellung des Feuers hatte um 8.00 Uhr in Kraft treten sollen, um Zivilisten die Möglichkeit zu geben, die eingekesselten Städte zu verlassen. Russlands Militärsprecher Igor Konaschenkow beklagte, dass "kein einziger Zivilist" Mariupol oder Wolnowacha über die Korridore habe verlassen können. "Wegen der mangelnden Bereitschaft der ukrainischen Seite, auf die Nationalisten einzuwirken oder die Feuerpause zu verlängern, wurden die Offensivoperationen wieder aufgenommen", sagte er.

Das Internationale Rote Kreuz berichtete von Problemen bei großflächigen Evakuierungen. Transporte durch humanitäre Korridore aus Wolnowacha sowie aus der Hafenstadt Mariupol hätten nicht wie geplant beginnen können, teilte die Organisation mit. Die Organisation stehe in Kontakt mit verschiedenen Seiten, um Menschen so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen. "Die Szenen in Mariupol und anderen Städten heute sind herzzerreißend."

Ukrainischen Angaben zufolge waren 400 Menschen aus Wolnowacha und umliegenden Dörfern in Sicherheit gebracht worden. Es sei der Transport von einer größeren Zahl von Menschen vorbereitet gewesen, die Aktion sei aber wegen Beschusses gestoppt worden, hieß es. Die Ukrainer machten dafür russische Truppen verantwortlich. Zuvor war bereits die Evakuierung von Bewohnern von Mariupol im Donezker Gebiet gestoppt worden. Die russische und ukrainische Seite gaben sich gegenseitig die Schuld für den Beschuss. Das ließ sich aber nicht unabhängig überprüfen. Auf die humanitären Korridore hatten sich Delegationen der Ukraine und Russland bei ihren Verhandlungen am Donnerstag verständigt.

Die am Asowschen Meer gelegene Hafenstadt Mariupol mit einer halben Million Einwohnern sowie die Kleinstadt Wolnowacha stehen seit Tagen unter dem militärischen Druck der vorrückenden russischen Armee.

Mariupol liegt in der Nähe der früheren Frontlinie zwischen pro-russischen Separatisten aus der Ostukraine und der ukrainischen Armee. Die Einnahme der Hafenstadt würde einen Zusammenschluss der russischen Truppen mit Einheiten aus der Krim und dem Donbass ermöglichen.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa