Militärische Lage in der Ukraine Russland nimmt Kiew in die Zange
05.03.2022, 18:25 Uhr
Die russische Armee setzt ihre Angriffe auf die ukrainische Hauptstadt Kiew fort: Der Vorstoß aus Nordwesten kommt in den Vororten der Millionenmetropole ins Stocken. Im Osten nähern sich russische Truppen der Stadtgrenze.
Unübersichtliche Lage im Krieg in der Ukraine: Die russischen Offensiven aus Norden, Nordosten, Osten und Süden kommen weiterhin nur langsam voran. Größere militärische Erfolge kann die Invasionsarmee auch am zehnten Tag des Überfalls nicht vorweisen. Abgesehen von der Hafenstadt Cherson im Südwesten und Berdjansk am Asowschen Meer sind alle Bevölkerungszentren noch immer fest in ukrainischer Hand.
Heftig umkämpft sind weiterhin Charkiw und Sumy im Osten, Tschernihiw im Norden, Mariupol im Südosten und Mykolajiw im Südwesten der Ukraine. Wichtigstes Ziel der Angreifer bleibt jedoch offenkundig die ukrainische Hauptstadt Kiew.
Mit Vorstößen aus Nordwesten versuchen russischen Truppen weiter, die Millionenmetropole von Westen her zu umfassen. Auf der anderen Seite des Dnepr drangen russische Angriffsspitzen zuletzt von Osten her in Richtung der Kiewer Stadtgrenze vor. Kiew droht durch diese zweite Front im Osten, von zwei Seiten in die Zange genommen zu werden. Seit Tagen warnt der ukrainische Generalstab davor, dass die russischen Angreifer zur Einkreisung der Hauptstadt ansetzen.
Die Ukrainer setzen alles daran, die vollständige Umfassung Kiews zu verhindern. Die natürlichen Gegebenheiten könnten den Verteidigern in die Hände spielen. Das Gelände westlich des Dnepr ist hügelig, teils bewaldet und durchzogen von kleineren Flussläufen. Der von Norden nach Süden fließende Dnepr-Strom trennt diese Region von den flachen Ebenen im Osten. Dort ist das Terrain abseits der Dörfer und Städte womöglich deutlich schwerer zu verteidigen.
Die flache Ebene jenseits des Dnepr erleichtert den russischen Kolonnen den Vormarsch. Binnen weniger Tage konnten die Einheiten des Kreml hier eine Distanz von rund 200 Kilometern zurücklegen. Übereinstimmenden Berichten zufolge näherten sich russische Panzerspitzen zuletzt bis auf wenige Kilometer der im Osten Kiews gelegenen Stadt Browary an. Von dort bis zum Kiewer Zentrum sind es nur noch gut 25 Kilometer.
Zugleich werden die Nachschubwege für die angreifenden Kampftruppen immer länger. Die russische Militärlogistik sieht sich jeden Tag mit längeren Versorgungswegen konfrontiert. Angriffe aus dem Hinterhalt bedrohen die Flanken. Wenn die Lieferung von Treibstoff, Munition und Verpflegung für mehrere Tage ausbleibt, geraten die Angreifer schnell in eine unhaltbare Lage.
Die umkämpften ukrainischen Städte stehen unterdessen weiter unter Beschuss. Aus den Kiewer Vororten berichteten AFP-Reporter von augenscheinlich wahllosen Angriffen auf Wohngebiete, unter anderem in der nahe Kiew gelegenen Stadt Irpin. In dieser Region, knapp 20 Kilometer nordwestlich der Kiewer Innenstadt, kommt es seit Tagen zu Gefechten. Ukrainische Einheiten konnten dort wiederholt russische Angriffe zurückschlagen.
Quelle: ntv.de, mit Material von AFP