Angebliche "Neonazis" in Hrosa Russland rechtfertigt bei den UN Angriff auf Dorf mit 52 Toten
09.10.2023, 22:14 Uhr Artikel anhören
Wassili Nebensja ist russischer Botschafter bei den Vereinten Nationen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Vergangene Woche kommt es in einem Dorf bei Kupjansk zu einem verheerenden Angriff mit vielen toten Zivilisten, die sich dort zu einer Trauerfeier eingefunden hatten. Nun rechtfertigt ein russischer Botschafter den Angriff bei den Vereinten Nationen.
Nach dem russischen Angriff auf eine Trauerfeier im ostukrainischen Dorf Hrosa, bei dem 52 der rund 300 Dorfbewohner getötet wurden, hat Wassili Nebensja, Russlands Botschafter bei den Vereinten Nationen, eine zynische Rechtfertigung für die Attacke geliefert. "Wie bekannt, fand dort zum Zeitpunkt des Angriffs die Beerdigung eines hochrangigen ukrainischen Nationalisten statt. Natürlich waren auch viele seiner neonazistischen Komplizen anwesend", sagte Moskaus Vertreter bei den UN mit Blick auf die Opfer, die nach ukrainischen Angaben allesamt Bewohner von Hrosa waren.
Nebensja behauptete weiterhin, dass "auf den Bildern, die unmittelbar nach dem Angriff in den sozialen Netzwerken veröffentlicht wurden, fast alle Leichen von Männern im wehrpflichtigen Alter stammen" - wobei es sich offensichtlich um eine Lüge handelt. Nach übereinstimmenden Medienberichten wurden bei dem Angriff ganze Familien ausgelöscht. Unter den Toten waren demnach viele ältere Menschen, Frauen und ein achtjähriges Kind. Ein Baby wurde zudem schwer verletzt.

Eine Frau trauerte nach dem Angriff auf Hrosa neben mehreren Toten.
(Foto: picture alliance/dpa/Ukrainian Presidential Press Office)
"Demonstrativ brutales Verbrechen"
Hrosa liegt unweit der Stadt Kupjansk. Die Trauernden hatten sich dort in einem Café zur Trauerfeier versammelt. Das Pressebüro des ukrainischen Präsidenten stellte nach dem Angriff Fotos zur Verfügung, die unter anderem mehrere Todesopfer zeigen. Wolodymyr Selenskyj selbst sprach auf Telegram von einem "demonstrativ brutalen russischen Verbrechen". Die ukrainische Seite warf Russland vor, gewusst zu haben, dass sich dort Zivilisten versammelten.
Der Kreml rechtfertigt die groß angelegte Invasion in der Ukraine mit Zehntausenden Toten immer wieder mit einem angeblich grassierendem Neonazismus - der bis in die ukrainische Führungsriege reichen soll - ohne dafür nähere Belege zu liefern. Der ukrainische Präsident Selenskyj selbst ist jüdischer Abstammung. Der Angriffskrieg gegen die Ukraine wird im Kreml-Sprech nur "Spezialoperation" genannt, die sich gegen "Neonazis" richte. Eine Behauptung, die in der russischen Bevölkerung viel Anklang findet und auch im staatlichen Fernsehen permanent verbreitet wird.
Beobachter halten die Neonazi-Vorwürfe - wenngleich auch die ukrainische Armee nicht komplett frei von Neonazis ist, genau wie die russische - hingegen als vorgeschobenen Grund, um die wahren Interessen des Kremls zu kaschieren.
Quelle: ntv.de, uzh/rog