Luftlande-Kommandeur gefeuert Russland sägt weiteren General in der Ukraine ab
16.07.2023, 11:52 Uhr Artikel anhören
Wladimir Seliverstow wurde erst im Juni zum Generalmajor befördert.
(Foto: Russisches Verteidigungsministerium)
Innerhalb weniger Tage entlässt Russlands Militärführung zwei hochrangige Generäle. Nach dem Befehlshaber der 58. Armee muss auch der Kommandeur einer Luftlande-Division seinen Hut nehmen. US-Experten zufolge gehören beide Verbände zu den kampfstärksten russischen Formationen in der Ukraine.
Nach der Entlassung von Generalmajor Iwan Popow ist offenbar ein weiterer russischer Kommandeur seines Postens enthoben worden. Mehrere russische Kriegsblogger melden, dass das Oberkommando am Samstag Generalmajor Wladimir Seliverstow als Befehlshaber der 106. Garde Luftlande-Division abberufen habe. Der Grund für die Entlassung ist unklar. Die russischen Quellen spekulieren jedoch, dass dies mit Seliverstows Ruf zusammenhängen könnte, sich für die Belange seiner Soldaten einzusetzen.
Der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) zufolge operiert die 106. Garde Luftlande-Division aus der russischen Region Tula seit Januar im Raum Bachmut. Demnach sichert der Verband die Nordflanke der Stadt in der ukrainischen Region Donezk. Angehörige des 137. Garde-Luftlande-Regiments der Division richteten im April einen Appell an den russischen Präsidenten Wladimir Putin, in dem sie sich über den Gouverneur der Region Tula, Alexei Djumin, und Verteidigungsminister Sergei Schoigu wegen der mangelhaften Versorgung der Einheit beschwerten. Die Unzufriedenheit der Soldaten über die Bedingungen im Kriegsgebiet könnte Seliverstow dazu veranlasst haben, sich an das russische Oberkommando zu wenden, schreibt das ISW.
"Seliverstow könnte Popows Beispiel gefolgt sein"
Den US-Experten zufolge könnte Seliverstows Entlassung Teil einer Säuberungswelle innerhalb der russischen Streitkräfte durch das Oberkommando sein. Erst vor wenigen Tagen musste Generalmajor Iwan Popow, Befehlshaber der 58. Armee, seinen Hut nehmen. In einer veröffentlichten Audiobotschaft erklärte Popow, er sei wegen seiner Kritik an der ineffizienten Kriegsführung seines Postens enthoben worden.
Die 58. Armee und die 106. Garde Luftlande-Division gehören zu den kampfstärksten russischen Formationen in der Ukraine und konnten in ihren jeweiligen Frontabschnitten Kiews Gegenoffensive bislang relativ gut standhalten, schreibt das ISW weiter. Die Abwehrerfolge seien wahrscheinlich auch auf Popow und Seliverstow zurückzuführen, die bereit waren, ihre Vorgesetzten infrage zu stellen, um die Kampfkraft ihrer Truppen zu erhalten. "Seliverstow könnte Popows Beispiel gefolgt sein, oder die russische Militärführung könnte Seliverstow aus Angst vor einem solchen Verhalten entlassen haben", so die Analysten.
Seliverstow wurde 1973 in der Region Wladimir geboren. 1992 ging er zur Armee und fungierte Ende 2014 als stellvertretender Brigadekommandeur der 45. Garde-Spezialaufklärungsbrigade. Fünf Jahre später wurde er zum stellvertretenden Kommandeur der 106. Garde Luftlande-Division ernannt. Seit Juli 2021 führte er die Einheit als Befehlshaber.
Die Division nahm im Frühjahr 2022 am gescheiterten Vormarsch auf Kiew teil. Nach ukrainischen Angaben verübten Soldaten der Einheit Massaker an Zivilisten in den Städten Butscha, Hostomel und Irpin. Ende März zog sich der Verband nach Belarus zurück und wurde später in die Ostukraine verlegt. Im vergangenen Monat wurde Seliverstow zum Generalmajor befördert.
Quelle: ntv.de, jpe