Gericht erlässt Haftbefehl Russland schreibt Nawalny-Witwe zur Fahndung aus
09.07.2024, 19:00 Uhr Artikel anhören
Julia Nawalnaja hatte angekündigt, die Arbeit ihres Mannes fortzuführen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Nach dem Tod des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny erhöht der Kreml den Druck auf dessen Familie: Ein Gericht in Moskau erlässt gegen die im Ausland lebende Julia Nawalnaja einen Haftbefehl. Sie soll wegen des Vorwurfs der Beteiligung an einer "extremistischen Organisation" verhaftet werden.
Ein Gericht in Russland hat einen Haftbefehl gegen die im Exil lebende Witwe des verstorbenen Oppositionellen Alexej Nawalny wegen des Vorwurfs der Beteiligung an einer "extremistischen Organisation" erlassen. Julia Nawalnaja habe sich den Vorermittlungen entzogen, erklärte der Pressedienst der Moskauer Gerichte im Onlinedienst Telegram. Daher sei sie auf die Fahndungsliste gesetzt worden. Das Gericht gab an, es habe "dem Antrag der Ermittler zugestimmt und eine Präventivmaßnahme in Form einer Haft von zwei Monaten beschlossen".
Ein Vertrauter Nawalnys, Leonid Wolkow, reagierte mit Ironie auf den Haftbefehl: "Eine schöne Anerkennung von Julias Entschlossenheit, Alexejs Kampf fortzusetzen", schrieb Wolkow im Onlinedienst X. Fast alle wichtigen Oppositionellen in Russland sind entweder hinter Gittern oder im Exil. Auch tausende gewöhnliche russische Bürger wurden wegen Protestaktionen oder ihrer Kritik an der Offensive in der Ukraine festgenommen, viele wurden zu schweren Strafen verurteilt.
Nawalny, der prominenteste Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin, war nach Angaben der russischen Behörden am 16. Februar in einem Straflager in der Arktis gestorben, wo er eine 19-jährige Haftstrafe absaß. Einen Tag zuvor war der 47-Jährige in einem Video zu sehen, das ihn in offenbar recht guter Verfassung zeigte. Nawalnys Anhänger und zahlreiche westliche Politiker machten die russische Führung und Kreml-Chef Wladimir Putin für den Tod des Oppositionellen verantwortlich.
Nawalny war durch einen Giftanschlag im Jahr 2020 und ständige Einzelhaft im Lager körperlich sehr geschwächt. Seine Unterstützer und auch viele internationale Beobachter sind sich deshalb einig, dass von einer "natürlichen" Todesursache, wie es auf dem Totenschein heißen soll, nicht die Rede sein kann. Witwe Nawalnaja hatte Putin auf der Münchner Sicherheitskonferenz vor der Weltöffentlichkeit für das Schicksal ihres Mannes verantwortlich gemacht.
Quelle: ntv.de, jki/AFP