Politik

Aus Kirche in Cherson Russland stiehlt Potemkins Gebeine

Potemkin war zeitweise Liebhaber von Katharina der Großen und lange ihr enger Freund und Berater.

Potemkin war zeitweise Liebhaber von Katharina der Großen und lange ihr enger Freund und Berater.

(Foto: imago/Leemage)

In Cherson bereiten sich die russischen Besatzer auf das Vorrücken der ukrainischen Truppen vor, indem sie die Kunstschätze der Stadt aus den Museen abtransportieren. Doch nicht nur das: Auch die sterblichen Überreste des Feldmarschalls Potemkin sind nicht mehr da, wo sie hingehören.

Die russischen Besatzer von Cherson haben offenbar die sterblichen Überreste des Fürsten Grigorij Potemkin gestohlen. Wie der britische "Telegraph" und die "New York Times" berichten, sei ein Spezialteam in die Katharinenkathedrale geschickt worden, um die Gebeine zu exhumieren. Der von Russland ernannte Gouverneur der Region, Wladimir Saldo, sagte im lokalen Fernsehen, dies sei zur Sicherheit geschehen. Man habe die Gebeine auf das linke Ufer des Dnipro gebracht. "Wir werden ihn und alle Reliquien dorthin zurückbringen, wo sie hingehören", zitiert der "Telegraph" Saldo.

Schon länger transportieren die russischen Streitkräfte Ausstellungsstücke aus den Museen der Stadt ab, seit der Verhängung des Kriegsrechts über die völkerrechtswidrig annektierten Gebiete sind diese Plünderungen formell legalisiert. Alle Sammlungen der Museen der Stadt, die sich auf den ukrainischen Vormarsch rüstet, würden derzeit geräumt, meldet die "Frankfurter Allgemeine". Aufnahmen, die am Wochenende in Cherson entstanden sind, zeigen, dass mehrere Statuen in der Stadt verschwunden sind, darunter auch eine von Potemkin, die 2003 errichtet worden war.

Spielte das Andenken an den Feldmarschall und Berater von Katharina der Großen in Russland bislang keine große Rolle, so erfuhr sein Image zuletzt eine gewisse Aufwertung bei kremlnahen Autoren. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eroberte Potemkin Neurussland und drängte die Monarchin zur Annexion der Krim – potentiell bietet sich damit eine Vorlage für die Kreml-Propaganda, auch wenn sich Präsident Wladimir Putin eher in der Tradition des Zars Peters des Großen sieht. In seiner Rede zum 9. Mai erwähnte er neben anderen Generälen auch Potemkin und forderte sein Volk dazu auf, wie sie für die "Sicherheit der Heimat" zu kämpfen.

Seit Potemkin 1791 mit 52 Jahren an Malaria starb, wurde seine Leiche mehrfach umgebettet und dabei wohl auch nicht immer mit Sorgfalt behandelt. In der Katharinenkathedrale lagerten die durchnummerierten Knochen in einem Beutel in einem Holzsarg, der in einer unterirdischen Krypta steht. Nach Angaben ukrainischer Aktivisten fehlen nicht nur die Gebeine. Das Gotteshaus, dessen Ausbau Potemkin zu seinen Lebzeiten vorangetrieben hatte, geplündert worden sein.    

Quelle: ntv.de, ino

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