Politik

Kämpfe im Osten nur Ablenkung? Russlands Ziel soll die Südukraine sein

Laut ukrainischem Präsidentenberater Arestowytsch sind die aktuellen Gefechte etwa rund um Charkiw ein Ablenkungsmanöver des russischen Militärs. Eigentlich verfolgt es andere Ziele.

Laut ukrainischem Präsidentenberater Arestowytsch sind die aktuellen Gefechte etwa rund um Charkiw ein Ablenkungsmanöver des russischen Militärs. Eigentlich verfolgt es andere Ziele.

(Foto: dpa)

Russland beschießt aktuell vor allem im Donbass massiv ukrainische Stellungen, dabei sterben auch zahlreiche Zivilisten. Das eigentliche Kriegsziel Moskaus liegt aber im Süden des Landes, behauptet ein Berater Selenkyjs. Dort zieht Russland viele Truppen zusammen. Eine große Offensive könnte bevorstehen.

Die russischen Truppen haben ihre Angriffe in der Ukraine in mehreren Landesteilen fortgesetzt. Der Gouverneur der besonders umkämpften Ost-Region Donezk, Pawlo Kyrylenko, teilte über Telegram mit, dass in der Stadt Torezk acht Menschen getötet und worden seien. Vier weitere Menschen seien bei dem Beschuss einer Nahverkehrs-Haltestelle verletzt worden, darunter drei Kinder. Der Gouverneur forderte die Einwohner erneut auf, die Region Donezk zu verlassen: "Ich appelliere an alle Bewohner der Region: Machen Sie sich nicht zur Zielscheibe für die Russen! Evakuieren Sie rechtzeitig!" schrieb Kyrylenko.

In den Donezker Städten Bachmut, Marjinka und Schewtschenko seien ebenfalls drei Menschen getötet worden, schrieb er weiter. Auch aus den Regionen Mykolajiw, Charkiw und Dnipropetrowsk wurden Angriffe gemeldet. Dabei seien zivile Infrastrukturen und Häuser beschädigt worden. Der ukrainische Generalstab sprach von erheblichen russischen Angriffen, etwa mit Panzern und Raketenartillerie.

Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow, sagt, dass sich mehrere ukrainische Brigaden aufgrund hoher Verluste von ihren Positionen bei den Orten Soledar, Awdijiwka und Bachmut zurückgezogen hätten. Der ukrainische Generalstab hingegen beschrieb die Situation um zwei der drei Kleinstädte weiter als stabil. "Der Feind hatte an allen genannten Abschnitten keinen Erfolg und zog sich zurück", hieß es.

Lediglich in Awdijiwka seien die ukrainischen Soldaten gezwungen gewesen, auf die Verteidigung der Außenbezirke der Ortschaft zurückzuweichen. So hätte die ukrainische Armee ihre taktische Position um die Stadt Slowjansk verbessert und zwei Dörfer zurückerobert, heißt es weiter. Die Verteidigung von Bachmut und Soledar ist für die Ukraine strategisch wichtig: Sollten sie fallen, wäre für die russischen Truppen der Weg frei zum Ballungsraum um die Städte Slowjansk und Kramatorsk.

Präsidentenberater: Russlands Ziele liegen im Süden

Der ukrainische Präsidentenberater Olexij Arestowytsch vermutet hinter den Angriffen ein taktisches Ablenkungsmanöver. "Es geht darum, uns in den nächsten Wochen in Charkiw, Donezk und Luhansk militärisch unter Druck zu setzen", sagte er in einem Interview, das auf YouTube veröffentlicht wurde. Was im Osten passiere, sei aber nicht ausschlaggebend für den Ausgang des Krieges. Der Sinn der russischen Offensive im Osten sei es, die Ukraine zu zwingen, Truppen aus dem Gebiet abzuziehen, das wirklich eine Gefahr darstelle - Saporischschja im Süden der Ukraine.

Auch in der Region Cherson vermutet die ukrainische Militärführung eine russische Offensive. Dort kamen ihre Truppen zuletzt erheblich unter Druck. Die Ukraine zerstörte dank westlicher Artillerie zahlreiche Waffendepots der russischen Streitkräfte sowie Brücken, die für den Nachschub enorm wichtig sind.

Die Ukraine hatte zuletzt erklärt, Russland bereite eine neue Offensive im Süden des Landes vor. Dazu soll auch der Aufbau einer Truppe für einen Angriff auf Krywyj Rih - die Heimatstadt des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj - gehören. Die von der Ukraine kontrollierte Stadt ist bekannt für ihre Stahlproduktion und liegt rund 50 Kilometer von der südlichen Frontlinie entfernt.

Quelle: ntv.de, als/rts/dpa

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