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Abfangrate bei nur sechs Prozent Russlands optimierte Raketen umgehen Kiews Patriot-Systeme

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Ein russisches Iskander-M-System während einer Übung.

Ein russisches Iskander-M-System während einer Übung.

(Foto: picture alliance/dpa/Russian Navy Baltic Fleet Press)

Russland rüstet seine Raketen offenbar technisch auf und stellt damit die ukrainische Luftabwehr vor enorme Herausforderungen. Innerhalb eines Monats fällt die Erfolgsquote der Abfangsysteme von 77 auf nur sechs Prozent. Experten vermuten Software-Änderungen als Grund.

Russland ist es offenbar gelungen, seine Raketen so zu optimieren, dass sie die ukrainische Luftabwehr umgehen können. Wie die "Financial Times" unter Berufung auf ukrainische und westliche Beamte berichtet, hat Moskau seine ballistischen Raketen modifiziert, um Kiews Patriot-Systeme in die Irre zu führen. Demnach sind wahrscheinlich das mobile Raketensystem Iskander-M sowie die luftgestützten ballistischen Raketen vom Typ Kinschal entsprechend verbessert worden.

Die Raketen würden zunächst einer typischen Flugbahn folgen, bevor sie abbiegen und in einen steilen Zielanflug übergehen oder Manöver ausführen, die Abfangsysteme "verwirren und umgehen". Diese Änderung sei ein "Game-Changer für Russland", sagte ein ehemaliger ukrainischer Beamter. Da Kiew zudem mit Verzögerungen bei der Lieferung von Luftabwehrraketen aus den USA zu kämpfen habe, konnte Russland zuletzt bereits wichtige militärische Einrichtungen und kritische Infrastruktur zerstören.

Die Abfangrate ballistischer Raketen verbesserte sich im Laufe des Sommers und erreichte im August 77 Prozent, fiel im September jedoch auf sechs Prozent, wie aus öffentlichen Daten der ukrainischen Luftwaffe hervorgeht. Laut der "Financial Times" wurden in diesem Sommer mindestens vier Produktionsstätten in und um Kiew durch Raketen schwer beschädigt.

Analysten führen die gesteigerte Wirksamkeit der russischen Raketen vor allem auf Softwareanpassungen zurück. Fabian Hoffmann, Forscher an der Universität Oslo, erklärte, Hersteller werteten routinemäßig Abfangdaten aus, um die Leistung zu verbessern. Russland scheine dies ebenfalls zu tun.

Die Iskander-M könne in der Endphase sehr "aggressiv manövrieren", erklärte Hoffmann. Statt teurer Hardware-Umbauten könnten gezielte Anpassungen an den Leitsystemen eine Rakete dazu bringen, kurz vor dem Ziel ein schnelles Manöver zu fliegen und dann steil abzusinken, was die Bekämpfung durch Patriot-Systeme erschwere. "Eine steilere Endflugbahn lässt sich per Software in die Zielsteuerung programmieren", so Hoffmann.

Quelle: ntv.de, jpe

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