SPD-Reaktion auf das Wahldebakel Klingbeil greift nach mehr Macht, Esken lehnt Rücktritt ab
24.02.2025, 15:19 Uhr Artikel anhören
Lars Klingbeil und Saskia Esken haben die SPD zu ihrem schlechtesten Ergebnis bei einer Bundestagswahl geführt.
(Foto: IMAGO/)
Einerseits sagt SPD-Chef Lars Klingbeil, dass das miserable Wahlergebnis einen Umbruch bei den Sozialdemokraten notwendig macht. Andererseits möchte er sein Amt behalten und auch die Bundestagsfraktion anführen. Und auch Co-Chefin Saskia Esken sieht keine Notwendigkeit, ihren Posten abzugeben.
SPD-Chefin Saskia Esken will auch nach dem Debakel der Sozialdemokraten bei der Bundestagswahl Parteivorsitzende bleiben. Sie habe mehr als fünf Jahre mit großer Freude an der Geschlossenheit der Partei gearbeitet, sagte Esken in der Berliner Parteizentrale. "Und das gedenke ich auch weiter zu tun." Ihr Co-Vorsitzender Lars Klingbeil will ebenfalls an der Parteispitze bleiben - und greift zusätzlich nach dem Fraktionsvorsitz. Noch am Sonntagabend ließ er sich durch einen Beschluss des Parteipräsidiums als neuen SPD-Fraktionschef vorschlagen.
Klingbeil, der am Tag der Bundestagswahl 47 Jahre alt wurde, zählt innerhalb seiner Partei zum konservativen Seeheimer Kreis - anders als der bisherige SPD-Fraktionschef und Parteilinke Rolf Mützenich, der nicht erneut antreten will. Mit der Wahl Klingbeils in dieses Amt könnten sich also die Gewichte bei den Sozialdemokraten nach rechts verschieben. Zum linken Flügel werden hingegen Esken und Generalsekretär Matthias Miersch gezählt.
Ziel sei, dass Partei- und Fraktionsvorsitz künftig "in einer Hand liegen", begründete Klingbeil dieses Vorgehen. Zugleich kündigte er einen "Aufarbeitungsprozess" an. Im Zentrum müssten nun "Fragen der Modernisierung und Erneuerung der Sozialdemokratie" stehen. Diesen Prozess will der Niedersachse nun offensichtlich als starker Mann der SPD moderieren.
Dabei hatte er außerdem gesagt: "Dieses Ergebnis ist eine Zäsur. Dieses Ergebnis wird Umbrüche erfordern in der SPD." Esken und Klingbeil halten solche Umbrüche demnach nicht auf ihren eigenen Posten für erforderlich, obwohl die Partei ein historisch schlechtes Ergebnis von 16,4 Prozent eingefahren hat, ihr schlechtestes seit Bestehen der Bundesrepublik. Eine Neuauflage des Erfolgs von 2021 misslang damit gründlich.
Klingbeil hatte den Parteivorsitz im Dezember 2021 als Nachfolger von Norbert Walter-Borjans übernommen, der damals nicht erneut antrat. Zuvor war er seit 2017 SPD-Generalsekretär gewesen. "Menschen und Ressourcen zusammen zu bringen, um immer wieder neu um die richtigen Antworten zu ringen" - so beschrieb er seine Aufgaben bei seiner Wahl an die Parteispitze an der Seite von Esken.
Quelle: ntv.de, tsi/dpa/AFP