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Gesundheitliche Gründe SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert tritt zurück

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Kühnert will auch nicht mehr für seinen Kreisverband in Berlin in den kommenden Wahlkampf ziehen.

Kühnert will auch nicht mehr für seinen Kreisverband in Berlin in den kommenden Wahlkampf ziehen.

(Foto: picture alliance / dts-Agentur)

Kevin Kühnert zieht sich aus der SPD-Spitze zurück. In einem Schreiben an die Parteimitglieder gibt er seinen Verzicht auf das Amt des Generalsekretärs bekannt. Auch in den neuen Bundestag will er nicht mehr einziehen.

Gut ein Jahr vor der Bundestagswahl tritt SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert zurück. Das teilt er in einem Schreiben an die Parteimitglieder mit. Zudem werde er sich nicht mehr um ein Bundestagsmandat in seinem Wahlkreis bewerben. Beide Entscheidungen hätten ihn Überwindung gekostet. Die SPD will noch im Tagesverlauf über einen etwaigen Nachfolger beraten.

Zur Begründung verweist der 35-Jährige unter anderem auf seine nach eigenem Bekunden angeschlagene Gesundheit. Nach ntv-Informationen geht es um mentale Probleme. "Die Energie, die für mein Amt und einen Wahlkampf nötig ist, brauche ich auf absehbare Zeit, um wieder gesund zu werden. Deshalb ziehe ich die Konsequenzen", schreibt er.

Deswegen habe er die beiden Parteichefs Saskia Esken und Lars Klingbeil "vor wenigen Tagen informiert, dass ich vom Amt des SPD-Generalsekretärs heute zurücktrete". Er habe zudem seinen Heimatverband Tempelhof-Schöneberg in Berlin in Kenntnis darüber gesetzt, dass er "auch für eine erneute Kandidatur bei der kommenden Bundestagswahl nicht zur Verfügung stehe", heißt es weiter.

Parteiübergreifend gab es Respekt für den Schritt Kühnerts. "Er hat entscheidend dazu beigetragen, dass es Stabilität in der SPD gab, und er hat entscheidend dazu beigetragen, dass unsere Partei sich weiterentwickelt hat in den letzten Jahren", sagte SPD-Chef Klingbeil. "Ich habe Kevin Kühnert als verdammt ehrlichen Kollegen kennengelernt. Die Zusammenarbeit war trotz politischer Differenzen immer verlässlich und vertrauensvoll", sagte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann der "Rheinischen Post". "Gesundheit muss immer vorgehen. Ich wünsche ihm viel Kraft und eine schnelle und vollständige Genesung." Ähnlich äußerten sich Politikerinnen und Politiker von Grünen und FDP.

Dagegen schrieb die AfD-Co-Chefin Alice Weidel, dass nach dem Rücktritt der Grünen-Vorsitzenden eine zweite Regierungspartei "Auflösungserscheinungen" zeige. "Warum tritt Scholz eigentlich nicht zurück?", schrieb sie mit Blick auf den Kanzler.

Der gebürtige Berliner sitzt seit 2021 im Bundestag. Im Dezember des gleichen Jahres übernahm er den Posten des SPD-Generalsekretärs. Zuvor war er seit vier Jahren Vorsitzender der Jusos. Dabei wurde er bundesweit bekannt, als er eine Kampagne gegen eine Große Koalition aus Union und SPD organisierte. Seit Ende 2019 war er auch Vize der SPD. Zuvor hatte er eine entscheidende Rolle gespielt, als die Parteilinken Esken und Norbert Walter-Borjans in der Stichwahl gegen den heutigen Kanzler Olaf Scholz und Klara Geywitz an die SPD-Spitze kamen.

Die SPD liegt in jüngsten Wahlumfragen deutlich hinter der Union und auch hinter der AfD. Bundeskanzler Olaf Scholz will erneut Spitzenkandidat der SPD werden und hat die Unterstützung der SPD-Spitze. Innerhalb seiner Partei ist er laut Umfragen aber weniger beliebt als Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius. Auch Juso-Chef Philipp Türmer hält die Kanzlerkandidatur der SPD für offen.

Quelle: ntv.de, jwu/AFP/DJ

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