Vorbild Schweden SPD-Politikerin fordert Bestrafung von Freiern
20.03.2023, 04:24 Uhr
Durch das sogenannte Nordische Modell würden Personen, die für Sex Geld zahlen, strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden.
(Foto: picture alliance/dpa)
Vor 21 Jahren tritt in Deutschland das Prostitutionsgesetz in Kraft, mit der die Situation von Sexarbeiterinnen verbessert werden soll. Die SPD-Politikerin Maria Noichl hält den Vorstoß für gescheitert. Sie befürwortet eine Bestrafung der Freier, wie es bereits in Schweden praktiziert wird.
Die SPD-Politikerin Maria Noichl hat sich für eine Bestrafung von Freiern auch in Deutschland ausgesprochen. "Das Prostitutionsgesetz ist gescheitert", sagte die Berichterstatterin für einen Bericht des Europäischen Parlamentes zum Thema Prostitution und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen der "Rheinischen Post" mit Blick auf das 2002 in Kraft getretene Gesetz, mit dem die damalige rot-grüne Koalition die rechtliche und soziale Lage der Prostituierten verbessern wollte.
Mit der Liberalisierung habe die damalige Regierung Frauen, die in der Prostitution arbeiteten, aus der Schmuddelecke des Milieus herausholen und zur Sozialversicherung verhelfen wollen, sagte Noichl. "Aber inzwischen hat sich das Gegenteil entwickelt. Die Liberalisierung hat uns zu einem Land gemacht, das wie ein Schwamm alle aufsaugt, die an der Prostitution verdienen." Es sei legal, Frauenkörper zu verkaufen, die tiefe Not der Frauen indes sei geblieben. "Ich wünsche mir für Deutschland das Nordische Modell, das Freier bestraft", sagte sie.
Das sogenannte Nordische Modell sieht vor, dass nur die Person, die für Sex Geld bezahlt, strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden kann. Es wird etwa in Schweden praktiziert, wo es neben dem Sex-Kauf-Verbot auch die Sexualaufklärung für Jugendliche, die Entkriminalisierung der Prostituierten und Ausstiegsprogramme vorsieht. In Deutschland ist Prostitution seit langem legal. Wer hingegen wissentlich Dienste einer Zwangsprostituierten in Anspruch nimmt, macht sich seit 2016 strafbar.
Als EU-Abgeordnete arbeitet Noichl derzeit an einer Richtlinie zum Kampf gegen Gewalt. Dabei solle auch Prostitution europaweit als Gewalt eingestuft werden. "Es ist Aufgabe der EU, klar zu machen, wer Täter und wer Opfer ist", sagte Noichl der Zeitung.
Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikels wurde Maria Moichl in ihrer Funktion als Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen zitiert und die vertretene Position als Haltung dieser Organisation betrachtet. Frau Noichl wies im Nachgang darauf hin, dass sie nur in ihrer Funktion als Berichterstatterin für einen Bericht des Europäischen Parlamentes zum Thema Prostitution gesprochen hat. Wir haben Überschrift und Text entsprechend angepasst.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa