Neue Vorgaben für Schulen Sachsen verschärft das Genderverbot
12.07.2023, 09:59 Uhr Artikel anhören
Sachsens Kultusminister Christian Piwarz von der CDU.
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Die sächsische Regierung hat etwas gegen die sogenannte geschlechtergerechte Sprache. Zumindest, wenn es um das geschriebene Wort geht. Ein entsprechendes Verbot weitet das von einem CDU-Politiker geführte Kultusministerium nun im Bereich der Schulen aus.
Sachsens Kultusministerium weitet seine Vorgaben zu geschlechtergerechter Sprache - dem sogenannten Gendern - auf Kooperationspartner aus. Schon länger werden Formen wie Gender-Stern, Unterstrich oder Doppelpunkt für geschlechtersensible Bezeichnungen an Schulen abgelehnt. Dabei beruft sich das von CDU-Politiker Christian Piwarz Ministerium auf das Regelwerk des Rates der deutschen Rechtschreibung. In einem Schreiben, das aus der vergangenen Woche datiert und der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, wird nun verfügt, dass dies vertraglich auch mit Dritten etwa bei Projekten sichergestellt werden soll. Wer künftig beauftragt werden möchte, muss demnach eine sogenannte Genderklausel unterschreiben, berichtet t-online.de aus einem Gespräch mit dem Kultusministerium. Faktisch gilt somit ein Genderverbot.
Allerdings: Wie der Sprecher des Kultusministeriums klarstellte, werde sich die Ausweitung nicht auf die gesprochene Sprache auswirken. Sprachpausen zur gendergerechten Ansprache seien weiterhin möglich. Insgesamt handle es sich um eine Klarstellung.
Die Haltung des Ministeriums dabei ist nicht neu. Schon vor zwei Jahren hatte es in einem Schreiben an die Schulen verfügt, dass für offizielle Schreiben, Briefe an Eltern und Unterrichtsmaterialien das amtliche Regelwerk gilt und Sonderzeichen für eine geschlechtsneutrale Sprache tabu sind. Sie werden den Angaben nach etwa in Aufsätzen auch als Fehler markiert. Empfohlen werden dagegen Paarformen wie Schülerinnen und Schüler und geschlechtsneutrale Formen wie Lehrkräfte oder Jugendliche. Ziel sei eine für alle verständliche Sprache, hieß es nun erneut.
Das Vorgehen stößt in sozialen Netzwerken auf Kritik. "Niemandem sollte es vorgeschrieben werden, geschlechtergerechte Sprache zu verwenden oder das zu unterlassen", erklärte die Bildungspolitikerin der Linken im Landtag, Luise Neuhaus-Wartenberg, in einer Mitteilung. Das Ministerium sende damit ein "fatales Signal". Wegen einer Formalie würden wichtige Verbündete ausgeschlossen, die helfen könnten, Werte von Demokratie, Toleranz und Vielfalt zu vermitteln, argumentierte Neuhaus-Wartenberg.
Über das Gendern gibt es regelmäßig hitzige Debatten in Deutschland. Erst jüngst hatte der Zwickauer Stadtrat mehrheitlich beschlossen, dass Stadtverwaltung und Eigenbetriebe in interner und externer Kommunikation keine Sonderzeichen für geschlechtersensible Bezeichnungen verwenden dürfen. Dagegen wehrt sich die Leitung des Theaters Plauen-Zwickau. Dazu beruft sich die Theaterleitung auf die Kunstfreiheit. Der Beschluss des Stadtrates sei "der untaugliche Versuch, eine Debatte, welche die gesamte Gesellschaft beschäftigt, mittels eines Verbots zu beenden." Das Ganze geht auf einen Antrag der AfD-Fraktion zurück. Der Leipziger Stadtrat Jürgen Kasek warf der sächsischen CDU angesichts dessen vor, umzusetzen, was die Rechtspopulisten fordern.
Quelle: ntv.de, tsi/dpa