Im Sommer Unterricht nachholen Schäuble schlägt verkürzte Ferien vor
17.04.2020, 08:38 Uhr
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble plädiert dafür, die Schulferien in diesem Jahr zu verkürzen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Durch die Corona-Krise fehlen deutschen Schülern mehrere Unterrichtswochen - um den verpassten Lernstoff nachzuholen, plädiert Bundestagspräsident Schäuble für eine verkürzte Ferienzeit im Sommer. Die Urlaubsplanung, so der Politiker, stünde ohnehin unter Vorbehalt.
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat eine Verkürzung der Sommerferien ins Gespräch gebracht. "Bis auf Ausnahmen bleiben die Schulen noch einige Zeit geschlossen. Daher frage ich mich, ob die Verantwortlichen in den Ländern darüber nachdenken, die Schulferien in der Sommerzeit etwas zu verkürzen", sagte der CDU-Politiker der "Augsburger Allgemeinen".
Ein solcher Schritt böte Schülern die Gelegenheit, den durch die Corona-Pandemie versäumten Unterrichtsstoff nachzuholen. "Im Moment ist ohnehin noch aus vielen Gründen unklar, wann und wie man im Sommer verreisen kann", sagte Schäuble. "Das Urlaubskonto vieler Eltern dürfte durch die Krise jetzt schon strapaziert sein." Deshalb könne er diejenigen verstehen, "die sich fragen, wie sie da noch sechs Wochen Sommerferien organisieren sollen".
Über die Festsetzung der Schulferien entscheiden in Deutschland die Kultusminister der Bundesländer. Der Bundestagspräsident weiß mit diesem Vorstoß die Mehrheit der Bundesbürger hinter sich, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der "Augsburger Allgemeinen" zeigt. Danach spricht sich eine Mehrheit der Befragten (55,1 Prozent) dafür aus, die Sommerferien zu verkürzen. Gegen eine solche Regelung sind 35,7 Prozent, unentschieden bleiben 9,2 Prozent.
Allgemein zieht sich die Rückendeckung für den Vorschlag durch alle Altersschichten, auch die jüngeren. Besonders stark ist sie bei Senioren. Befragte mit Kindern im Haushalt können sich weniger gut eine kürzere Schul-Auszeit im Sommer vorstellen. Sie geben zu 48,8 Prozent an, eine solche Idee nicht zu unterstützen. Nur 43,2 Prozent sprechen sich für eine Verkürzung aus.
Kritik von Lehrern und SPD
Kritik kommt vom Präsidenten des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger. "Ich glaube, zum jetzigen Zeitpunkt eine Diskussion um die Verkürzung von Sommerferien zu führen, geht eigentlich fehl", so Meidinger im "Deutschlandfunk". "Ich glaube auch, dass das gar nicht mal den großen Effekt hat." Vielmehr brauche es jetzt "ein großes Gesamtkonzept". Auch SPD-Vize und Juso-Chef Kevin Kühnert hält nicht viel von dem Vorstoß. "Dieser Vorschlag überzeugt mich nicht", sagte er der RTL/ntv-Redaktion. "Ich glaube, dass Erholung ein ganz wichtiger Faktor in so einem Stressjahr ist."
Zuhause sitzen sei eben keine Erholung, wie sich das mancher vor ein paar Wochen gedacht haben mag. "Sondern es ist eine Hoch-Stressphase", erklärte Kühnert. "Wenn es im Sommer die Möglichkeit gibt, wieder stärker rauszugehen und sich mit der Freizeit zu beschäftigen, dann ist das auch ein wichtiger Teil. Bildung und Erziehung finden nicht nur in der Schule statt, sondern dazu gehört auch, dass man die Welt erkunden kann und für sowas sind Ferien da." Bayerns Ministerpräsident Markus Söder lehnt eine Verkürzung ab. In Bayern werde über diesen Vorstoß nicht nachgedacht, sagte er der "Bild"-Zeitung.
Quelle: ntv.de, jug/dpa/DJ