Fremde Umarmung am Flughafen Scholz fühlte sich "zu keiner Zeit bedroht"
26.05.2023, 15:22 Uhr
Am Berliner Flughafen gab es am Vormittag keine plötzliche Umarmung für den Kanzler.
(Foto: picture alliance/dpa)
Als Bundeskanzler Scholz am Mittwochabend am Frankfurter Flughafen sein Auto verlässt, stürmt ein Mann auf ihn zu und umarmt ihn. Das Bundesinnenministerium spricht von einer "inakzeptablen" Panne. Der Mann soll unter Drogen gestanden haben.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Umarmung eines fremden Mannes am Frankfurter Flughafen nach Angaben eines Sprechers nicht als Bedrohung empfunden. "Die Begegnung und Umarmung am Frankfurter Flughafen ... hatte der Bundeskanzler tatsächlich so nicht geplant", sagte Vize-Regierungssprecher Wolfgang Büchner bei einer Pressekonferenz in Berlin. "Von daher war es überraschend für ihn, aber es ist in der konkreten Situation kein großer Vorfall gewesen. Der Bundeskanzler hat sich auch zu keiner Zeit bedroht gefühlt."
Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, hatte sich der Mann am Mittwochabend unbemerkt dem Konvoi des Kanzlers auf dem Weg von der Europäischen Zentralbank zum Flughafen angeschlossen und zusammen mit diesem auch die Sicherheitsabsperrungen am Flughafen passiert. Als Scholz sein Auto verließ, stürmte der Mann auf ihn zu, schüttelte ihm die Hand und umarmte ihn. Erst dann sollen Personenschützer des BKA und anwesende Bundespolizisten eingegriffen haben.
Büchner wollte auf Nachfrage keinen Details der Begegnung preisgeben. "Im Wesentlichen ist das, wie das die 'Bild'-Zeitung dargestellt hat, korrekt", sagte er. Über den "kurzen physischen Kontakt" hinaus habe es seines Wissens "keinen Austausch" gegeben, erklärte Büchner. Natürlich stellten sich jetzt Fragen rund um den Vorfall. "Die werden sorgfältig aufgeklärt."
"Ein bisschen Musik machen"
Der "Spiegel" berichtet hingegen, dass der Mann zu Scholz gesagt haben soll, er wolle mit ihm "ein bisschen Musik machen". Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es bisher aber nicht. Im "Spiegel" hieß es unter Berufung auf erste Erkenntnisse der Ermittler, es habe sich um einen 48-jährigen Griechen gehandelt, der laut einem Schnelltest unter Drogeneinfluss gestanden habe. Dem "Spiegel" zufolge hatte der Mann nach dem Vorfall noch eine Zigarette in seinem Auto geraucht. Erst alarmierte Bundespolizisten hätten ihn dann festgenommen. Es seien Ermittlungen wegen Hausfriedensbruch eingeleitet worden.
Möglicherweise hätten die Sicherheitsleute des Kanzlers nicht sofort realisiert, dass es sich um eine nicht autorisierte Person handelte und nicht beispielsweise um einen zufällig anwesenden Flughafenmitarbeiter, hieß es weiter. Der Mann sei offenbar etwa zu der Zeit ausgestiegen, als hessische Landespolizisten sich zu einem Erinnerungsfoto aufstellten. Gefährliche Gegenstände seien bei ihm oder in seinem Fahrzeug nicht gefunden worden.
"Inakzeptabel"
Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums, Sascha Lawrenz, nannte die Sicherheitspannen von Flughafen und Personenschützern bei derselben Pressekonferenz "inakzeptabel". Man nehme diesen Vorfall "sehr ernst", erklärte er. Ziel der Aufarbeitung sei, "dass sich solch ein Geschehen nicht wiederholen kann". Laut dem Ministerium wird auch geprüft, ob das Handeln des Mannes strafrechtlich relevant gewesen sei.
Wer für den Fehler verantwortlich sei, könne man derzeit nicht sagen. "Wir klären den Vorgang auf, nach Aufklärung ist es wahrscheinlich möglich, eine Aussage zu treffen, wo da der Fehler war", sagte er. Aussagen über die beteiligte Person lehnte der Sprecher unter Verweis auf ein laufendes Verfahren der zuständigen Staatsanwaltschaft ab.
Quelle: ntv.de, chr/hul/DJ/AFP