Politik

Konservative leicht vorne Schweden erlebt "Wahl-Thriller" ums Parlament

Ulf Kristersson liegt mit seinem konservativen Lager bei den Parlamentswahlen vorne.

Ulf Kristersson liegt mit seinem konservativen Lager bei den Parlamentswahlen vorne.

(Foto: via REUTERS)

Die Reichstagswahl in Schweden spitzt sich zu wie ein spannender Skandinavien-Krimi: Erst wird dem Lager von Ministerpräsidentin Andersson ein knapper Vorsprung prognostiziert, dann kippt das Ganze während der Auszählung zugunsten der Konservativen.

Der Wahlkrimi in Schweden wird in der Nacht zum Montag noch kein Ende finden. Ein vorläufiges Wahlergebnis werde es frühestens am Mittwoch geben, wenn Stimmen aus dem Ausland sowie verspätete oder vorzeitig abgegebene Stimmen ausgezählt worden seien, teilte die schwedische Wahlbehörde der Nachrichtenagentur TT mit. Auch die sozialdemokratische Ministerpräsidentin Magdalena Andersson und ihr konservativer Herausforderer Ulf Kristersson verwiesen vor Parteianhängern kurz vor 1.00 Uhr darauf, dass man in der Nacht keine Entscheidung erhalten werde.

Zu dem Zeitpunkt waren etwa 92 Prozent der Wählerstimmen ausgezählt. Anderssons Sozialdemokraten waren da mit rund 30,5 Prozent der Stimmen zwar erneut auf dem besten Weg, die mit Abstand stärkste Kraft zu werden. Insgesamt lag jedoch der konservativ-rechte Parteienblock ihres Herausforderers Kristersson knapp vor Anderssons linksgerichtetem Lager. Der Abstand zwischen den Blöcken betrug gerade einmal 0,9 Prozentpunkte. Erste Prognosen hatten am Sonntagabend noch das Lager der Regierungschefin in Führung gesehen.

Das Kopf-an-Kopf-Rennen war lange so knapp, dass sich viele Spitzenpolitiker zunächst mit Aussagen zurückhielten. Nur ein Wort fiel auf den verschiedenen Wahlpartys immer wieder: "Spannend!" Die schwedischen Medien sprachen von einem "valrysare" - einem "Wahl-Thriller". Die acht Parlamentsparteien teilen sich in Schweden derzeit in zwei Vierergruppen auf - einen linksgerichteten und einen konservativen Block.

Langwierige Regierungsbildung kann bevorstehen

Anderssons Seite verfügte vor der Wahl über die minimale Mehrheit von 175 der 349 Parlamentssitze, Kristerssons Block über 174. Am späten Sonntagabend sah die Lage beim schwedischen Rundfunksender SVT genau andersherum aus: Dort lag Kristerssons Lager gegen 23.15 Uhr bei 175 Mandaten und Anderssons bei 174. Mit Blick auf die einzelnen Parteien ist das Ergebnis dagegen recht klar: Anderssons Sozialdemokraten bleiben in Schweden stärkste Kraft. Nach Auszählung von 75 Prozent der Stimmen lagen sie bei 30,4 Prozent.

Erstmals zweitstärkste Kraft werden demnach die Schwedendemokraten, die zu dem Zeitpunkt bei 20,7 Prozent lagen. Kristerssons Moderate folgten mit 19,0 Prozent auf Rang drei. Unabhängig vom Wahlausgang dürfte Schweden wie schon nach der Parlamentswahl vor vier Jahren eine langwierige Regierungsbildung bevorstehen. Der konservativ-rechte Block setzt eigentlich auf Kristersson - der Vorsitzende der Schwedendemokraten, Jimmie Åkesson, könnte angesichts des starken Abschneidens seiner Partei jedoch ebenfalls Ansprüche anmelden.

Andersson wurde erst im November 2021 als Nachfolgerin ihres Parteikollegen Stefan Löfven und als erste Frau überhaupt zur Ministerpräsidentin von Schweden gewählt. Die frühere Finanzministerin führte seitdem eine rein aus Sozialdemokraten bestehende Minderheitsregierung, die im Reichstag bisher auf die Unterstützung der liberalen Zentrumspartei, der Linken und der Grünen angewiesen ist. Kristersson setzt derweil auf Moderate, Christdemokraten und Liberale - und die zuvor lange Zeit komplett außen vor stehenden Schwedendemokraten.

Quelle: ntv.de, mba/dpa

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