"Erst einmal in begrenzter Zahl" Seehofer: Zuschauer im Sport wieder zulassen
29.08.2020, 15:38 Uhr
Schon als bayerischer Ministerpräsident zeigte sich Seehofer als Fußballfreund - wie 2013, als ihm die Bayernspieler nach einem Empfang ein Trikot schenkten - sie hatten gerade die Champions League und damit das Triple gewonnen.
(Foto: dpa)
Dass erst Ende Oktober entschieden werden soll, ob bei Sportveranstaltungen wieder Zuschauer zugelassen werden, sorgt bei Vereinen für großen Unmut. Innen- und Sportminister Seehofer versucht nun zu beschwichtigen und macht den Athleten Hoffnung.
Bundesinnenminister Horst Seehofer setzt sich dafür ein, in der Zuschauerfrage bei Sport-Großveranstaltungen von "Schwarz-Weiß-Lösungen" wegzukommen. "Wir können Zuschauer langsam wieder in die Stadien einlassen, ohne den Infektionsschutz zu vernachlässigen", sagte der CSU-Politiker in einem Interview des "Donaukurier" (Samstag). Er sei froh, dass es nun immer mehr Anhänger für dieses Vorgehen gebe.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Länderchefs hatten entschieden, eine Arbeitsgruppe erst Ende Oktober über die Wiederzulassung von größeren Zuschauermengen befinden zu lassen. Daniel Hopp, Gesellschafter von Eishockey-Club Adler Mannheim, sprach in diesem Zusammenhang von einem "Schlag in die Magengrube" und sagte dem "Mannheimer Morgen": "Der Politik muss klar sein, welche gesellschaftliche Bedeutung und Verantwortung auch der Profisport hat. Die Fußball-Bundesliga ist das wichtigste Produkt, aber das ist mir dann doch ein bisschen zu kurz gesprungen. Auch wir sind systemrelevant."
Seehofer stellte sich aber hinter die Entscheidung vom Donnerstag. Er sei damit "hochzufrieden", sagte er. "Der Grundsatz, auf unbestimmte Zeit überhaupt keine Zuschauer zuzulassen, ist im Grunde vom Tisch. Wir werden jetzt prüfen, wann und wie wir den Sport auch wieder mit Publikumsbeteiligung erleben können", sagte der Minister. In den nächsten Wochen sollen laut Seehofer Konzepte entwickelt werden, wie man wieder Zuschauer zulassen kann. "Es geht dabei nicht nur um Fußball, sondern auch um alle anderen Sportarten. Ich denke, dass wir im Frühherbst genauere Pläne haben." Er setze sich dafür ein, dass zum Beispiel auch Eishockeyfans in diesem Jahr wieder in die Stadien können.
Zuschauer in begrenzter Zahl? Seehofer zuversichtlich
"Viele Vereine arbeiten ja auch bereits an Konzepten. Deshalb bin ich sehr zuversichtlich, dass wir bald wieder Zuschauer - wenn auch erst einmal in begrenzter Zahl - im Stadion haben werden. Wir wissen nicht, wie lange die Pandemie uns noch beschäftigen wird, aber es könnte sein, dass es noch eine Weile dauert." Die Sicherheitsmaßnahmen müssten deshalb so ausgestaltet sein, dass gesellschaftliches Leben wieder möglich wird. "Wenn man die Präventionsregeln einhält, dann kann man das verantworten. Damit sind wir in Deutschland bislang gut gefahren."
Bei den Fußballvereinen dürfte man die Worte Seehofers gerne hören. Denn die Verlängerung des Verbots von Großveranstaltungen bringt diesen vor allem Unsicherheit und vor allem Unzufriedenheit. "Soll nach der Wirtschaft jetzt auch das Vereinsleben platt gemacht werden?", hatte etwa am Freitag der Präsident des Sächsischen Fußball-Verbandes (SFV), Hermann Winkler, mit Bezug auf Ostdeutschland provokant gefragt.
Während der Anteil der Zuschauereinnahmen am Gesamtumsatz in der Fußball-Bundesliga noch vergleichsweise überschaubar ist, sind gerade die unteren Ligen, kleine Sportarten sowie beispielsweise die Handball-, Basketball- und Eishockey-Clubs extrem von den Erlösen rund um die Spiele abhängig. Dass sich die Hoffnungen der Top-Ligen auf gefüllte Tribünen zum Saisonstart wohl nicht erfüllen, stellt die Vereine vor entsprechend große Probleme.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa