Stadt gefallen - oder nicht? Selenskyj fängt verwirrende Bachmut-Aussage wieder ein
21.05.2023, 09:55 Uhr Artikel anhörenWagner-Chef Prigoschin feiert bereits die Eroberung von Bachmut. Doch ist die Stadt wirklich gefallen? Der ukrainische Generalstab meldet weiterhin Kämpfe. Eine Äußerung von Präsident Selenskyj sorgt zunächst für Missverständnisse. Später äußert er sich präziser.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mit Äußerungen zur Schlacht um Bachmut für Verwirrung gesorgt. Bei einem bilateralen Treffen mit US-Präsident Joe Biden am Rande des G7-Gipfels in Hiroshima fragte ein Reporter Selenskyj, ob die Stadt im Osten der Ukraine noch in ukrainischer Hand sei. Der Journalist schob nach, die Russen hätten gesagt, dass sie Bachmut eingenommen hätten.
Der ukrainische Präsident antwortete mit den Worten: "Ich glaube nicht. Aber Sie müssen verstehen, dass dort nichts ist, sie haben alles zerstört, es gibt keine Gebäude. Es ist schade, es ist eine Tragödie, aber für heute ist Bachmut nur in unseren Herzen. An diesem Ort gibt es nichts. Nur Erde und eine Menge toter Russen. Aber sie sind zu uns gekommen. Unsere Verteidiger von Bachmut haben also ganze Arbeit geleistet, und natürlich wissen wir ihre großartige Arbeit zu schätzen."
Selenskyjs Antwort konnte unterschiedlich interpretiert werden, je nachdem, ob man sie auf die Frage oder den Nachsatz des Journalisten bezog. Ein Sprecher Selenskyjs erklärte später, dass der Präsident mit seiner Antwort die russischen Angaben über eine Eroberung von Bachmut nicht bestätigt habe. Nach dem G7-Treffen sagte Selenskyj: "Bachmut ist heute nicht von Russland besetzt worden."
Weiterhin offensive Operationen
Am Samstag hatten zuerst der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, und später das russische Verteidigungsministerium die Einnahme von Bachmut verkündet. Der russische Präsident Wladimir Putin habe den Wagner-Einheiten und der Armee gratuliert, zitierte die russische Nachrichtenagentur Tass eine Erklärung des Kremls. Der Generalstab in Kiew schrieb in seinem morgendlichen Lagebericht: "Der Kampf um die Stadt Bachmut geht weiter."
In Bachmut lebten einst 70.000 Menschen. Die Schlacht um die Stadt gilt als längste und blutigste seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine im Februar 2022. Es wird vermutet, dass beide Seiten große Verluste erlitten haben. Der Fall von Bachmut würde Moskau nach einer Reihe von Niederlagen einen symbolischen Sieg einbringen.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa/AFP