Kampfaufruf für Mariupol Selenskyj verspricht Flüchtlingen schnelle Rückkehr
05.03.2022, 15:32 Uhr
"Ich bin sicher, wir werden bald sagen können: Kommt zurück!", verspricht Selenskyj den Flüchtlingen, wie dieser Ukrainerin in Ungarn.
(Foto: picture alliance/dpa)
In einer Videobotschaft wendet sich der ukrainische Präsident erneut an sein Volk. Er ruft dazu auf, die eingekesselte Großstadt Mariupol zu verteidigen. Fest überzeugt vom Sieg, stellt Selenskyi den geflüchteten Landleuten eine baldige Rückkehr in Aussicht und spricht schon über den Wiederaufbau.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat zur weiteren Verteidigung der Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine aufgerufen. Die humanitären Korridore für Mariupol und Wolnowacha in der Region Donezk sollten funktionieren, um Frauen, Kinder und ältere Leute zu retten sowie Lebensmittel und Medikamente in die umkämpften Städte zu liefern, sagte Selenskyj in einer Videoansprache.
"Alle, die Hilfe brauchen, sollten die Möglichkeit bekommen, rauszukommen", sagte der Präsident. "Alle, die ihre Stadt verteidigen können, müssen den Kampf fortsetzen." Nach ukrainischen Angaben ist die Evakuierung von Menschen aus Mariupol jedoch zunächst aus Sicherheitsgründen verschoben worden, die russische Seite halte sich nicht an die Waffenruhe.
Die ukrainische Seite tue alles, damit die Vereinbarungen für die humanitären Korridore hielten, sagte Selenskyj. Dann müsse man sehen, ob man im Verhandlungsprozess weiter kommen könne. Die ukrainischen Behörden rechnen damit, dass mehr als 200.000 Menschen Mariupol während der Waffenruhe verlassen werden. Für Wolnowacha gingen sie von 15.000 Menschen aus. Am Samstagvormittag trat eine mehrstündige Waffenruhe in Kraft.
Gespräche über Wiederaufbau
Die russische Armee habe ihre Ziele nicht erreicht, aber fast 10.000 Soldaten seien getötet worden, sagte Selenskyj. Die Streitkräfte der Ukraine hielten in allen Schlüsselrichtungen die Verteidigung aufrecht. Gegenangriffe seien bei Charkiw gestartet worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Russland hat den Tod mehrerer Hundert eigener Soldaten eingestanden und behauptet, die Zahl getöteter Ukrainer liege um ein Vielfaches höher.
Selenskyj dankte den Hunderttausenden Menschen in den europäischen Städten, die für die Unterstützung der Ukraine auf die Straße gingen. Selenskyj dankte den Nachbarstaaten, insbesondere Polen für die Aufnahme und Versorgung ukrainischer Flüchtlinge. "Ich bin sicher, wir werden unserem Volk bald sagen können: Kommt zurück! Kommt zurück aus Polen, Rumänien, der Slowakei, aus allen Regionen, die der Ukraine wohlgesonnen sind", sagte Selenskyi.
Der Präsident betonte, dass er bereits an Plänen für den Wiederaufbau und die Wiederbelebung der Wirtschaft der Ukraine für die Zeit nach dem Krieg arbeite. Dazu habe er unter anderem mit der Präsidentin des Internationalen Währungsfonds gesprochen. Es gebe bereits Abmachungen über Milliarden-Hilfen für die Ukraine. Auch mit den Staatschefs unter anderem Frankreichs, der Türkei und EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen habe er über Unterstützung beim Wiederaufbau gesprochen.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa