Ex-Präsident aus Saal entfernt Staatsmedien erklären Abgang von Xi-Vorgänger mit Unwohlsein
22.10.2022, 19:36 Uhr
Hu (stehend) stand in seiner Amtszeit für ein kollektives Führungsmodell, das Xi zunehmend abgeschafft hat.
(Foto: REUTERS)
Mit einer Verfassungsänderung festigt Chinas Staatspartei die Macht von Generalsekretär Xi. Kurz vor der Abstimmung muss Ex-Präsident Hu den Saal verlassen. Ein Video zeigt, dass der 79-Jährige seinen Platz nur widerwillig räumt. Staatsmedien geben als Erklärung an, Hu habe sich unwohl gefühlt.
Bei der Abschlusszeremonie des KP-Parteitags in Peking ist der ehemalige chinesische Präsident Hu Jintao aus dem Saal eskortiert worden. Kurz vor den Abstimmungen der 2300 Delegierten über eine Änderung der Parteiverfassung, mit der die Macht von Hus Nachfolger Xi Jinping gefestigt wurde, musste der 79-Jährige geleitet von Saaldienern seinen Platz auf dem Podium räumen.
Chinas Staatsmedien begründeten dies mit gesundheitlichen Problemen des 79-Jährigen. Hu schien seinen Sitz neben Xi allerdings nur widerwillig zu verlassen. Als ein Saaldiener ihn am Arm packte, wehrte er den Mann zunächst ab, ebenso wie einen zweiten Versuch des Mannes, ihn mit beiden Händen unter den Achseln von seinem Platz zu heben. Gleichzeitig griff er nach Papieren auf dem Podiumstisch, die Xi jedoch festhielt. Nur mit Mühe gelang es dem Saaldiener und einem Kollegen schließlich, Hu zum Aufstehen zu bringen.
Nach einem etwa einminütigen Wortwechsel mit Xi wurde der Ex-Präsident schließlich aus dem Saal geführt. Kurz klopfte er Regierungschef Li noch auf die Schulter, während die meisten seiner Parteikollegen starr nach vorne blickten. Kurz darauf beschlossen die Delegierten einstimmig, Xi Jinpings "zentrale Rolle" innerhalb der KP in der Verfassungscharta festzuschreiben. Es wird erwartet, dass Xi am Sonntag eine dritte fünfjährige Amtszeit als Generalsekretär der KP erhalten wird.
In einer auf Twitter veröffentlichten Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua hieß es, Hu habe sich nicht wohl gefühlt und sei daraufhin aus dem Saal geführt worden. Das Team, das sich um die Gesundheit des Ex-Präsidenten kümmere, habe ihn in einen Nebensaal geführt, sodass er sich dort habe ausruhen können. Inzwischen gehe es Hu "viel besser", hieß es weiter. Der Ex-Präsident habe darauf bestanden gehabt, an der abschließenden Sitzung teilzunehmen, obwohl er sich gerade noch in einer Erholungsphase befinde.
Der einwöchige Parteikongress in Pekings Großer Halle des Volkes fand größtenteils hinter verschlossenen Türen statt, doch waren kurze Zeit vor dem Zwischenfall internationale Journalisten für die Abschlusszeremonie in den Saal gelassen worden. "Ob es absichtlich geschah oder ob Hu unter Schmerzen litt, der Effekt ist derselbe. Eine komplette Demütigung für die Führungsgeneration vor Xi", kommentierte der britische China-Experte Alex White auf Twitter den Vorfall.
Quelle: ntv.de, jpe/AFP