Protest gegen Rassismus Stadt entfernt Statue von Aktivistin
16.07.2020, 14:08 Uhr
Die Statue zeigt die Anti-Rassismus-Aktivistin Jen Reid, die bei der Enthüllung selbst anwesend war.
(Foto: picture alliance/dpa)
Bei Demonstrationen gegen Rassismus in Bristol stürzen Teilnehmer das Denkmal eines Sklavenhalters. Später ersetzen Aktivisten es mit einer Black-Lives-Matter-Statue. Weil keine Genehmigung vorliegt, lässt die Stadt sie wieder entfernen. Nun sollen die Bürger entscheiden, wer auf dem Sockel stehen darf.
Die Behörden der englischen Hafenstadt Bristol haben eine Black-Lives-Matter-Statue entfernt, mit der Aktivisten kurz zuvor eigenmächtig eine Statue des britischen Sklavenhändlers Edward Colston ersetzt hatten. Die Skulptur der Anti-Rassismus-Aktivistin Jen Reid sei einen Tag nach ihrer Errichtung beseitigt worden, teilte der Stadtrat nun mit. Die Colston-Statue hatten Demonstranten vergangenen Monat im Zuge von Anti-Rassismus-Demonstrationen vom Sockel gestürzt.
Bürgermeister Marvin Rees hatte bereits am Mittwoch erklärt, die neue Skulptur sei "weder angefordert noch genehmigt" gewesen. Tatsächlich war sie ohne Wissen des Stadtrates aufgestellt worden. Die Skulptur des Londoner Künstlers Marc Quinn zeigt die Aktivistin Reid mit erhobener Faust. Reid war selbst bei der Enthüllung des Werks anwesend. Die Statue werde die Anti-Rassismus-Diskussion am Laufen halten, sagte sie der Zeitung "The Guardian".
Demonstranten warfen Figur ins Hafenbecken
Die Statue des Sklavenhändlers und konservativen Abgeordneten Colston hatte seit 1895 an dem Platz gestanden, auch einige Orte in Bristol sind nach ihm benannt. Demonstranten, darunter Reid, rissen die Figur des in Bristol geborenen Colston im Juni nieder und warfen sie ins Hafenbecken der Stadt.
Bürgermeister Rees will allerdings, dass die Bürger von Bristol gemeinsam darüber entscheiden, was mit dem Sockel passiert. Die Statue von Jen Reid sei daher abgebaut und in ein Museum gebracht worden, erklärte der Stadtrat. Ihr Schöpfer Quinn könne sie sich abholen oder "an unsere Sammlung spenden".
Bereits vergangenen Monat hatte der Stadtrat die Einsetzung einer Kommission bekannt gegeben, deren Ziel es sei, die "wahre Geschichte" Bristols ans Licht zu bringen. Bristol gehört zu den britischen Städten, die im 17. und 18. Jahrhundert am stärksten am Sklavenhandel beteiligt waren.
Im Zuge der durch den Tod des Afroamerikaners George Floyd in den USA ausgelösten Anti-Rassismus-Proteste gerieten auch andere Denkmäler in Großbritannien ins Visier von Protestteilnehmern, darunter die Statue von Cecil Rhodes am Oriel College der Universität Oxford. Der Bergbaumagnat Rhodes erwarb im 19. Jahrhundert für die britische Krone mehrere Kolonialgebiete im Süden Afrikas.
Quelle: ntv.de, chf/AFP