Politik

Vergeltung für Ankaras Vorgehen Syrien sperrt Luftraum für Türkei

Ein türkischer Panzer patrouilliert an der türkisch-syrischen Grenze.  Im türkischen Grenzgebiet schlagen immer wieder Granaten aus Syrien ein.

Ein türkischer Panzer patrouilliert an der türkisch-syrischen Grenze. Im türkischen Grenzgebiet schlagen immer wieder Granaten aus Syrien ein.

(Foto: REUTERS)

Nach dem jüngsten Säbelrasseln an der türkisch-syrischen Grenze bemühen sich Diplomaten um eine Deeskalation. Die Türkei übt unterdessen scharfe Kritik an den Vereinten Nationen. Sie wirft der internationalen Gemeinschaft Sprach- und Tatenlosigkeit vor. Aus Syrien kommt derweil ein Friedensangebot.

Im Streit mit der Türkei hat Damaskus türkischen Fluggesellschaften das Überfliegen des syrischen Luftraums verboten. Dies berichtete die amtliche syrische Nachrichtenagentur Sana. Damit reagiere Damaskus auf die jüngsten Vorfälle zwischen beiden Ländern. Das Überflugverbot solle in der Nacht zum Sonntag um Mitternacht in Kraft treten.

Am Mittwoch hatten türkische Kampfflieger ein syrisches Passagierflugzeug auf dem Weg von Moskau nach Damaskus abgefangen und zur Landung in Ankara gezwungen. In Folge dessen hatten sich die Spannungen zwischen Ankara und Damaskus nochmals verschärft. Vorsichtshalber hatte die türkische Regierung deshalb die Fluggesellschaften des Landes bereits angewiesen, den syrischen Luftraum nicht mehr zu durchqueren.

Syrien offen für Sicherheitskooperation

Nach mehreren Grenz-Vorfällen zeigt sich Syrien offen für eine Sicherheitskooperation mit dem Nachbarn Türkei. Das Land strebt eine direkte Kommunikation mit den Verantwortlichen auf türkischer Seite an. Dabei solle ein Mechanismus gefunden werden, um die Sicherheit auf beiden Seiten der Grenze wiederherzustellen und zugleich die Souveränität beider Länder zu gewährleisten, heißt es aus dem syrischen Außenministerium. Die Spannungen dürften auch die Gespräche von dem Sondergesandten Lakhdar Brahimi und Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) in Istanbul dominieren.

Westerwelle legte auf dem Rückflug seiner China-Reise einen Zwischenstopp in der Türkei ein. Er spricht dort mit seinem Amtskollegen Ahmet Davutoglu. In den vergangenen Tagen hatte Westerwelle die Türkei und Syrien mehrfach zur Besonnenheit gemahnt.

Die Türkei wirft den Vereinten Nationen im Grenzkonflikt mit Syrien Handlungsunfähigkeit vor. So wie die UN vor zwanzig Jahren tatenlos dem Morden auf dem Balkan zugesehen hätten, so sprachlos seien sie angesichts der Syrien-Krise, wetterte Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan bei einer Konferenz - wenige Stunden vor politischen Gesprächen seines Außenministers mit UN-Vermittler Lakhdar Brahimi.

Krise militärisch nicht zu lösen

Brahimi, der seit dem 1. September Sondergesandter der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga für Syrien ist, tritt für eine politische Lösung des Konflikts ein. Der Algerier hatte sich am Vortag bereits mit dem saudischen König Abdullah getroffen, um über die Krise zu beraten. Brahimi habe betont, dass die Krise nicht militärisch gelöst werden könne, sondern nur durch einen politischen Prozess, teilten die UN im Anschluss an das Treffen in Dschidda mit.

Zwischen der Türkei und Syrien hat sich der Ton in den vergangenen Tagen deutlich verschärft. Im türkischen Grenzgebiet schlagen immer wieder Granaten aus Syrien ein. Die Türkei feuert zurück. Die Beziehungen sind zudem belastet, weil die Türkei am Mittwoch ein syrisches Passagierflugzeug auf dem Weg von Moskau nach Damaskus zur Landung in Ankara zwang. An Bord sollen Rüstungsgüter gewesen sein, die angeblich in Russland geladen worden waren. Die russische Regierung hatte die Beschuldigungen erneut zurückgewiesen. Das Flugzeug habe eine völlig legale Lieferung von Radarteilen an Bord gehabt, sagte Außenminister Sergej Lawrow nach Angaben der Agentur Interfax in Moskau.

In Syrien dauern unterdessen die Kämpfe an, Aktivisten melden Dutzende Tote. Die in London ansässigen syrischen Menschenrechtsbeobachter berichten von Luftangriffen des Regimes auf die von Rebellen kontrollierten Gebiete in Idlib. In der grenznahen Region war es zuvor zu einer neuen Eskalation gekommen - als die türkische Luftwaffe am Freitag als Reaktion auf Bombardements syrischer Kampfflugzeuge unweit der Grenze Warnmanöver flog.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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