Politik

Evakuierung Ost-Aleppos stockt Syrische Armee drängt Rebellen zum Abzug

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Die Evakuierung der letzten Rebellengebiete in Aleppo stoppt. Wieder einmal. Eigentlich sollten noch Menschen ins Umland der lange umkämpften Stadt gelangen. Syriens Armee sorgt für weiteren Druck.

Die syrische Armee hat den Einmarsch in die letzte Rebellen-Enklave in Aleppo angekündigt. Über einen Rundfunksender der mit ihr verbündeten Hisbollah-Miliz erklärte die Armee, sie werde in das Gebiet einrücken. Die Rebellen sollten ihren Abzug aus der Stadt beschleunigen. Ein Vertreter der Aufständischen sagte, bislang sei nur etwa die Hälfte aller Zivilisten, die Ost-Aleppo verlassen wollten, aus der Stadt gebracht worden. Die Rebellen würden erst dann gehen, wenn die Zivilisten in Sicherheit seien.

Syriens Regierung erlaubte unterdessen die Stationierung von weiteren 20 UN-Beobachtern, die die Evakuierung überwachen sollen. Damit verdreifache sich fast die Zahl ausländischer Beobachter in Aleppo, sagte ein UN-Sprecher in Genf. Sie hätten allerdings keinen direkten Zugang zu den Evakuierungsbussen und den Menschen darin.

Winterkälte wird zum Problem

Die Evakuierung Ost-Aleppos ist indes erneut unterbrochen worden. Als Begründung hieß es aus syrischen Militärkreisen, Rebellen hätten neue Bedingungen gestellt. Zuvor hatte es geheißen, die letzten Kämpfer und Zivilisten sollten die Stadt im Laufe des Tages verlassen. Die Evakuierung Ost-Aleppos in dem Bürgerkriegsland hatte vergangenen Donnerstag begonnen, wurde dann aber nach dem Ausbruch neuer Gewalt für einige Tage unterbrochen und am Sonntag wieder aufgenommen.

Seit Beginn der Evakuierung haben nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) etwa 25.000 Menschen die letzten Rebellengebiete der nordsyrischen Stadt verlassen. Allein seit der Wiederaufnahme der Transporte am Sonntag seien 15.000 Menschen in das Umland Aleppos gebracht worden, sagte IKRK-Sprecherin Ingy Sedky.

Hilfsorganisationen warnen, die Winterkälte sei eine große Gefahr für die Menschen. Die Vertriebenen sind bislang in anderen von Rebellen kontrollierten Gebieten in den Provinzen Aleppo und Idlib untergekommen. Das größte Problem bei der Versorgung sei die Unterkunft, erklärte Mohammed Katub von der Hilfsorganisation Syrian American Medical Society (SAMS), die in Syrien medizinische Einrichtungen unterstützt. Die Vertriebenen kämen in Zelten, Moscheen und Schulen unter. Es sei schwierig, sie dort mit Wasser zu versorgen und vor der Kälte zu schützen.

Akuter Mangel an Trinkwasser

Viele Menschen müssten zudem wegen Unterkühlung behandelt werden, nachdem sie lange auf den Transport gewartet hätten, sagte Katub weiter. Ein bereits kranker Mann sei gestorben, weil er rund zwölf Stunden habe ausharren müssen. Weil Ost-Aleppo seit Monaten von Syriens Regime belagert wird, herrscht dort laut Hilfsorganisationen ein akuter Mangel an Trinkwasser und Nahrungsmitteln. Aus syrischen Armeekreisen hieß es, es sei damit zu rechnen, dass die letzten Kämpfer Ost-Aleppo in den den nächsten Stunden verließen. Die Armee bereite sich darauf vor, danach in die Viertel einzurücken. 

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte gab eine niedrigere Zahl der Menschen an, die Aleppos Rebellengebiet bislang verlassen haben. Demnach wurden rund 16.000 Menschen ins von Rebellen kontrollierte Umland südwestlich der Stadt gebracht. 2000 bis 3000 Menschen warteten noch auf den Transport, darunter auch Kämpfer.

Im Gegenzug für die Evakuierung der lange blockierten Viertel Ost-Aleppos dürfen auch Menschen die von Rebellen belagerten Orte Fua und Kafraja im Nordwesten Syriens verlassen. Damit wird eine Forderung der vom Iran finanzierten Schiiten-Milizen erfüllt, die die Armee unterstützen. In Fua und Kafraja wohnen vor allem Schiiten.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts

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