Pluralismus oder Inszenierung? Syrische Rebellen wollen Frauen keine Kleidervorschriften machen
09.12.2024, 13:45 Uhr Artikel anhören
Abu Mohammed al-Dschulani führt die Rebellengruppe HTS. Ob diese ihren Ankündigungen wirklich Taten folgen lässt, muss sich erst zeigen.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Durch die neuen Machtverhältnisse in Syrien richtet sich der Blick auf die Rebellen. Die Gruppierung HTS wird in der EU als Terrororganisation gelistet. Aktuell gibt sich die Organisation Mühe, pluralistisch zu wirken - zum Beispiel bei Frauenkleidern. Deutschland will die Gruppe an Taten messen.
Die syrischen Aufständischen haben nach dem Sturz von Präsident Baschar al-Assad angekündigt, persönliche Freiheiten zu garantieren und keine Kleidungsvorschriften für Frauen zu erlassen. In einem Social-Media-Beitrag erklärte das Generalkommando der Rebellen, es sei "strengstens verboten, sich in die Kleidung von Frauen einzumischen oder ihnen irgendwelche Forderungen in Bezug auf ihre Kleidung oder ihr Aussehen aufzuerlegen". Die persönliche Freiheit werde für alle Menschen garantiert. Die Achtung der Rechte des Einzelnen sei die Grundlage für den Aufbau einer zivilisierten Nation.
In Gebieten, die seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2011 von oppositionellen Gruppen kontrolliert wurden, trägt die große Mehrheit der Frauen verhüllende Kleidung, die lediglich das Gesicht und die Hände unbedeckt lässt.
Abu Mohammed al-Dschulani, der Anführer der militanten Rebellengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS), die am Wochenende in der syrischen Hauptstadt Damaskus einmarschierte, hat langjährige Verbindungen zur Terrorgruppe Al-Kaida für aufgegeben erklärt und sich als Verfechter von Pluralismus und Toleranz dargestellt.
Großbritannien könnte Verbot kippen
HTS wird unter anderem von den Vereinten Nationen und der EU als Terrororganisation eingestuft. Großbritannien kündigte an, ein bestehendes Verbot überdenken zu können, wie Minister Pat McFadden mitteilte. "Wir werden das in Betracht ziehen. Es wird teilweise davon abhängen, wie sich diese Gruppe nun verhält", sagte McFadden im Sender Sky News.
"Letztlich muss man die HTS an ihren Taten messen", sagte ein Sprecher des Bundesaußenministeriums in Berlin. Die Gruppe werde eine wichtige Rolle bei der Neuordnung des Bürgerkriegslandes spielen. Der Sturz des Assad-Regimes in Syrien sei eine gute Nachricht, viele hätten in den vergangenen Jahren unter ihm gelitten. "Sie verdienen eine bessere Zukunft."
Quelle: ntv.de, rog/AP/rts