Tsai gewinnt Präsidentenwahl Taiwan stimmt gegen Kuschelkurs mit China
11.01.2020, 15:17 Uhr
Anhänger von Amtsinhaberin Tsai in Taipeh jubeln.
(Foto: REUTERS)
Die gewalttätigen Massendemonstrationen in Hongkong verschärfen auch die Spannungen zwischen China und Taiwan. Nun haben die Taiwaner bei der Präsidentenwahl ein klares Zeichen gesetzt: Amtsinhaberin Tsai gewinnt mit ihrem Peking-kritischen Kurs haushoch vor ihrem China-treuen Herausforderer.
Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen ist für eine zweite Amtszeit wiedergewählt worden. In ihrer Siegesrede vor ihren Anhängern in Taipeh dankte die Amtsinhaberin allen, die sich an der Wahl beteiligt haben - egal, für wen sie gestimmt hätten. "Mit jeder Präsidentenwahl zeigt Taiwan der Welt, wie sehr wir unseren freien und demokratischen Lebensstil zu schätzen wissen." In einem Appell an die Weltgemeinschaft rief Tsai Ing-wen zu mehr Anerkennung für die von China isolierte Inselrepublik auf. "Alle Länder sollten Taiwan als Partner, nicht als Problem betrachten." Taiwan sei ein unverzichtbares Mitglied der Weltgemeinschaft und sei bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen.

Verlangt von der Welt mehr Rückendeckung: Taiwans frisch gewählte Regierungschefin Tsei.
(Foto: REUTERS)
Amtsinhaberin Tsai ist eine offene Befürworterin der Unabhängigkeitsbewegung in Hongkong. Deshalb haben sich die Spannungen zwischen Taiwan und China zuletzt verschärft. Sie lag in den Hochrechnungen mit 57 Prozent deutlich vor ihrem Rivalen Han Kuo Yu von der oppositionellen Kuomintang-Partei. Dieser setzt sich für eine Annäherung an Peking ein, von dem sich Taiwan 1949 abgespalten hatte. Han gestand inzwischen seine Niederlage ein. Er trat in der Hafenstadt Kaohsiung vor seine Anhänger und sagte, er habe die Präsidentin angerufen und ihr seine Glückwünsche übermittelt. Der Urnengang gilt als entscheidend für Taiwans künftige Haltung gegenüber China.
Die Führung in Peking betrachtet Taiwan als Teil der Volksrepublik, obwohl es nie dazu gehört hat. Peking droht auch mit einer gewaltsamen Eroberung der demokratischen Inselrepublik, die es als abtrünnige Provinz ansieht. Alle Staaten, die Beziehungen zu China unterhalten wollen, dürfen Taiwan nicht als unabhängiges Land anerkennen. So ist auch Deutschland in Taipeh nur mit einem Deutschen Institut vertreten. Nur noch 15 Länder pflegen diplomatische Beziehungen mit Taipeh.
Quelle: ntv.de, mau/dpa/AFP