Neonazi-Festival in Thüringen Tausende Rechte feiern in Themar
15.07.2017, 21:49 Uhr
Die kleine südthüringische Stadt Themar befindet sich im Ausnahmezustand: Mehr als 4500 Rechte reisen zum wohl größten Neonazi-Konzert des Jahres an. Die 3000-Einwohner-Stadt hält mit einem Volksfest und bunten Plakaten dagegen.
Zum Neonazi-Festival im südthüringischen Themar sind zum Auftakt rund 4500 Anhänger der rechten Szene angereist. Die Polizei sprach von einem weiterhin starken Zulauf. Viele Autos würden derzeit auf den vorgesehenen Wiesen keine Parkplätze finden, hieß es.

"Rock gegen Überfremdung": Eingebettet in die Hügel des Thüringer Waldes erwartet Themar den Ansturm der Rechten.
(Foto: dpa)
"Das Sicherheitskonzept gegen das Konzert 'Rock gegen Überfremdung' ist bislang voll aufgegangen", sagte ein Polizeisprecher. Er sprach von einem schwierigen Einsatz für die Beamten. Der Zulauf bei den Gegenprotesten war entgegen der Erwartungen zunächst verhalten. Statt der erwarteten 2000 Menschen demonstrierten nur mehrere Hundert gegen Rechts. Neun Veranstaltungen waren im Vorfeld angemeldet worden.
"Rock gegen Überfremdung"
Rund 1000 Polizisten aus Thüringen und mehreren Bundesländern waren im Einsatz - auch um ein Aufeinandertreffen der Teilnehmer des Rockkonzerts mit den Gegendemonstranten zu verhindern. Die Rock-Konzert-Besucher, teils mit T-Shirt-Aufschriften wie "Sturm auf Themar" oder "Frei wie ein Vogel", wurden vor Eintritt in das eingezäunte Festivalgelände von der Polizei durchsucht. Auf der Wiese war ein riesiges Zelt aufgebaut, das laut Polizei die erwarteten 5000 Menschen fassen kann. Das Konzert soll bis nach Mitternacht dauern.
Bis zum Nachmittag seien zehn Verstöße wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen sowie acht weitere Straftaten wie Beleidigung, Sachbeschädigung oder Drogenmissbrauch festgestellt worden. Alle Taten seien unter Alkoholeinfluss geschehen, hieß es von der Polizei.
Mehr Rechte als Einwohner
Bürgerinitiativen, die Kirche und Privatleute hatten im Vorfeld zum Protest aufgerufen. In der 3000-Einwohner-Stadt, in der bunte Plakate und Transparente zu sehen waren, war es trotz Bürgerfest und kleinen Protesten auffallend ruhig.
Der stellvertretende Landrat von Hildburghausen, Helge Hoffmann, sagte, was die kleine Gemeinde an Protest organisiert habe, sei ehrenwert. Er gab zu bedenken: "Wir sind hier in einem ländlichen Raum." Er habe sich jedoch mehr Unterstützung aus der Region gewünscht.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa