Auto explodiert bei Moskau Tochter von Putin-Vertrautem Dugin getötet
21.08.2022, 08:30 Uhr
Alexander Dugin wird auch als "Putins Gehirn" bezeichnet.
(Foto: picture alliance / AP Photo)
Russische Medien und Ermittler berichten über den Tod von Darja Dugina, der Tochter des ultranationalistischen Philosophen Alexander Dugin. Er gilt als Vordenker von Kremlchef Putin. Angeblich starb die 29-Jährige durch eine Autoexplosion. Kurz zuvor soll sie mit ihrem Vater ein Festival besucht haben.
Die Tochter des ultranationalistischen russischen Philosophen und Publizisten Alexander Dugin, der als ideologischer Vordenker von Kremlchef Wladimir Putin gilt, ist durch die Explosion ihres Autos ums Leben gekommen. Das berichten mehrere russische Medien übereinstimmend. Der Vorfall ereignete sich demnach am Stadtrand von Moskau. Das nationale Ermittlungskomitee bestätigte den Tod der 29-Jährigen: "Die Identität der Toten ist geklärt - es ist die Journalistin und Politologin Darja Dugina."
Den Berichten zufolge explodierte der Toyota Land Cruiser von Dugina am Samstagabend während der Fahrt in der Nähe des Dorfes Bolshiye Vyazemy. In sozialen Medien kursieren Videos, die Trümmerteile des Fahrzeugs auf der Straße zeigen sollen.

Die Ermittler veröffentlichten Aufnahmen, die Trümmerteile des Autos zeigen sollen.
(Foto: via REUTERS)
Die Informationen, die großteils von kremlnahen Medien wie der Tageszeitung "Kommersant" stammen, lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht bestätigen. Auf der Website mk.ru heißt es, dass in dem Auto ein Gaszylinder explodiert sein soll. Es werde untersucht, ob es sich dabei um eine Bombe gehandelt habe.
Ein Video, das die Ermittler veröffentlichten, soll die Arbeit der Experten vor Ort zeigen. Nach ersten Erkenntnissen war demnach ein Sprengsatz an dem Auto montiert, der dann detonierte. Es werde in verschiedene Richtungen ermittelt, heißt es in einer Mitteilung. Offen bleibt darin, ob der mutmaßliche Mordanschlag dem Vater Duginas gegolten haben könnte.
Wollte Dugin eigentlich mitfahren?
Auch das unabhängige Nachrichtenportal Meduza berichtete über den Tod von Dugina. Demnach war sie auf dem Rückweg von einem Literatur- und Musikfestival, das sie gemeinsam mit ihrem Vater besucht habe. Auf dem Telegram-Kanal des Onlinemediums wird der Geiger Peter Lundstrem zitiert, der ebenfalls vor Ort gewesen sein soll. Seinen Angaben zufolge wäre eigentlich Alexander Dugin mit dem kurz darauf explodierten Auto gefahren, der 60-Jährige sei dann aber in ein anderes gestiegen. Auch bei der russischen Nachrichtenagentur Interfax heißt es: "Es war geplant, dass Vater und Tochter das Festival gemeinsam verlassen, Darja fuhr aber allein in dem Fahrzeug."
In anderen russischen Medien werden Rettungskräfte zitiert, wonach eine Person in dem betroffenen Fahrzeug gesessen habe. Sie sei nach der Detonation noch am Unfallort gestorben. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur TASS bestätigte ein Freund von Dugina die Berichte. Dabei handelt es sich demnach um den Leiter der Bewegung "Russischer Horizont", Andrej Krasnow. Er meinte, die Bombe sei für Alexander Dugin bestimmt gewesen. Ähnlich äußerten sich Familienmitglieder gegenüber russischen Medien.
"Autor von Putins Ukraine-Strategie"
Unter russischen Nationalisten und prorussischen Kräften in der Ukraine löste der Anschlag Entsetzen aus. "Die Terroristen des ukrainischen Regimes haben versucht, Alexander Dugin zu liquidieren und haben seine Tochter in die Luft gesprengt ... im Auto", schrieb der Anführer der Separatistenhochburg Donezk, Denis Puschilin, bei Telegram. Darja bleibe in Erinnerung - als "echtes russisches Mädchen".
Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak wies derartige Vorwürfe zurück. "Die Ukraine hat natürlich mit der gestrigen Explosion nichts zu tun, weil wir kein krimineller Staat sind - wie die Russische Föderation - und schon gar kein Terrorstaat", sagte Podoljak dem Internetportal Ukrajinska Prawda zufolge bei einem Fernsehauftritt. Er ergänzte, dass Russland seine im Moment noch im Verborgenen organisierte Mobilmachung für den Krieg gegen die Ukraine in eine echte verwandeln wolle. Dafür brauche es einen Funken.
Dugina galt als glühende Verfechterin des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Sie stand nach Berichten Moskauer Medien auf der Sanktionsliste Großbritanniens wegen der Verbreitung von Propaganda und Falschnachrichten über die von Kremlchef Putin am 24. Februar befohlene Invasion.
Alexander Dugin wird von Medien und Autoren als enger Vertrauter des russischen Präsidenten und "Putins Brain" (Putins Gehirn) bezeichnet. Der 60-Jährige vertritt antiwestliche und antiliberale Positionen, in den 90er-Jahren war er Co-Vorsitzender der heute verbotenen Nationalbolschewistischen Partei Russlands. Bis 2014 lehrte er an der Soziologischen Fakultät der Lomonossow-Universität Moskau. Mittlerweile tritt er als Kommentator im russischen Fernsehen auf und ist laut "Washington Post" der "Autor von Putins Ukraine-Strategie". Er spricht sich seit Langem für eine Vereinigung russischsprachiger Gebiete in einem neuen russischen Großreich aus.
Quelle: ntv.de, mbe/dpa/AFP