Neuer Bürgermeister von New YorkTrump-Gegner Mamdani tritt sein Amt in der U-Bahn an

In New York wird der Bürgermeister in der Regel wenige Minuten nach dem Jahreswechsel ins Amt eingeführt. Auch Zohran Mamdani bleibt dieser Tradition treu, wählt aber einen besonderen Ort für seinen Eid. Der 34-Jährige will das Wohnen im Big Apple billiger machen - nur eine von vielen Herausforderungen.
Das neue Jahr beginnt in New York mit einem neuen Bürgermeister: In der Silvesternacht tritt der linksgerichtete Demokrat und gläubige Moslem Zohran Mamdani sein Amt an. Mamdani ist ein entschiedener Gegner von US-Präsident Donald Trump, entsprechend hoch sind die Erwartungen an den 34-Jährigen.
Feierliche Amtseinführung
Mamdani steht für einen neuen politischen Stil - und den zeigt er auch bei seiner Amtseinführung: Seinen Eid legt Mamdani direkt nach Mitternacht in der stillgelegten historischen U-Bahn-Station unter dem Rathaus vor der New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James ab, ebenfalls eine Widersacherin Trumps. Diese Zeremonie ist nur für geladene Gäste, wird aber übertragen. Die Vereidigung in der U-Bahn solle Mamdanis Verbundenheit "mit den arbeitenden Menschen zeigen, die die Stadt Tag für Tag am Laufen halten", wie es aus seinem Büro hieß. Die große und öffentliche Amtseinführung findet am 1. Januar mittags vor dem Rathaus statt, geleitet vom linken Senator Bernie Sanders. Zehntausende Menschen werden erwartet, auch beim Straßenfest zu Ehren des neuen Bürgermeisters.
Politische Agenda
Mamdani ist ein bekennender Sozialist. Er will das Leben in der extrem teuren 8,5-Millionen-Metropole erschwinglicher machen. Die Mieten für mehr als eine Million Wohnungen sollen eingefroren werden. Der Plan könnte jedoch an dem dafür zuständigen Ausschuss scheitern, den der scheidende Bürgermeister Eric Adams mit seinen Vertrauten besetzte.
Außerdem versprach Mamdani den Bau von 200.000 bezahlbaren Wohnungen, kostenlose Kinderbetreuung und Busse sowie öffentliche Supermärkte mit niedrigeren Preisen. Finanzieren will er dies über höhere Steuern für Reiche und Unternehmen. Wie genau die Vorhaben umgesetzt werden sollen, ist noch unklar. Auf jeden Fall kann er dabei auf die Unterstützung von Kathy Hochul zählen, der demokratischen Gouverneurin des Bundesstaates New York, zu der Mamdani eine sehr gute Beziehung hat.
Widerstand gegen Trump
Mamdani bezeichnet sich selbst als Trumps "schlimmsten Albtraum". Der Präsident verunglimpfte ihn im Wahlkampf als "kommunistischen Irren". Anders als erwartet verlief das Treffen zwischen Trump und Mamdani Ende November im Weißen Haus jedoch versöhnlich. Mamdani "suchte klugerweise nach einer gemeinsamen Basis mit Trump: Er möchte New York zu einem besseren Ort zum Leben machen", analysiert der Politikwissenschaftler John Kane von der Universität New York. Trump könne "überraschend umgänglich gegenüber Leuten sein, die er für wenig einflussreich hält".
Angesichts der zunehmenden Razzien der Einwanderungsbehörde in New York könnte es bald vorbei sein mit dem freundlichen Ton zwischen Präsident und Bürgermeister. An seiner Überzeugung, dass Trump ein "Faschist" sei, habe die Begegnung im Oval Office ohnehin nichts geändert, sagte Mamdani kurz danach.
Vertrauen schaffen
Mit 34 Jahren ist Mamdani einer der jüngsten Bürgermeister New Yorks. Er hatte bisher nur ein einziges politisches Amt inne - als weitgehend unbekannter Abgeordneter im Parlament des Bundesstaats New York. Um die mangelnde Erfahrung auszugleichen, umgibt er sich mit Mitarbeitern früherer Bürgermeister und aus dem Team von Ex-Präsident Joe Biden. Außerdem ist er im Gespräch mit Wirtschaftsführern, von denen einige die massive Abwanderung wohlhabender New Yorker prophezeit hatten, sollte Mamdani gewinnen.
Als Verfechter der Rechte der Palästinenser muss der muslimische Bürgermeister auch die jüdische Gemeinde für sein Programm gewinnen. Kürzlich trat eine seiner Mitarbeiterinnen zurück, nachdem bekannt wurde, dass sie vor Jahren antisemitische Tweets gepostet hatte. Der jüdische Bürgermeisterkandidat Brad Lander, der in der demokratischen Vorwahl an dritter Stelle landete, unterstützte Mamdani anschließend im Wahlkampf gegen Ex-Gouverneur Andrew Cuomo.
"Kulturelle Persönlichkeit"
"Der Bürgermeister von New York ist immer auch eine kulturelle Persönlichkeit", sagt Lincoln Mitchell, Professor für Politikwissenschaft an der Columbia University. Mit Rap-Experimenten, Improvisationskursen in Manhattan und Anzügen, die die "New York Times" als den "Standardlook ehrgeiziger Dreißigjähriger" beschrieb, spiegelt Mamdani den Geschmack seiner Generation.
Begeistert sind die New Yorker auch von Mamdanis Frau Rama Duwaji, einer in Syrien geborenen Künstlerin. Ihr Instagram-Account gewann seit November mehr als eine Million Follower hinzu. Die Mode- und Kulturzeitschrift "The Cut" des "New York Magazine" hob sie vor Kurzem auf den Titel. Sie sei keine Politikerin, sondern "eine Unterstützung" für Mamdani, sagte sie im Interview. Sie wolle ihre Rolle als First Lady von New York so gut ausfüllen, wie sie das als Künstlerin könne.