Nach wochenlangen Spekulationen Trump begrüßt Rückkehr von Kim
03.05.2020, 03:33 Uhr
Pjönjang setzt den Spekulationen um Kim Jong Uns Gesundheitszustand ein Ende. Das Regime in Nordkorea präsentiert Fotos, die den Machthaber bei offenbar guter Gesundheit zeigen. Besonders freut dies seinen US-amerikanischen Amtskollegen.
US-Präsident Donald Trump hat sich erfreut über den ersten öffentlichen Auftritt von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un seit Wochen geäußert. "Ich für meinen Teil bin froh zu sehen, dass er zurück und wohlauf ist", schrieb Trump bei Twitter.
Zuvor hatten die Staatsmedien berichtet, Kim haben am 1. Mai an einer Zeremonie zur Fertigstellung einer Düngemittelfabrik nördlich von Pjöngjang teilgenommen. Die offizielle Zeitung "Rodong Sinmun" zeigte Fotos von Kim, wie er in einem dunklen Mao-Anzug ein rotes Band zerschneidet oder sich breit lächelnd im Kreis von Funktionären bewegt - darunter auch seine einflussreiche Schwester und Beraterin Kim Yo Jong.
Die staatlich kontrollierten Medien hatten 20 Tage lang nicht mehr von öffentlichen Aktivitäten des Machthabers berichtet, der nach Angaben Südkoreas 36 Jahre alt ist. Jetzt folgte sein inszenierter Auftritt vor jubelndem Publikum. Hunderte von Menschen, die einen Mundschutz trugen, klatschten vor der Bühne auf dem Gelände der Sunchon-Phosphatdüngerfabrik. Alle Anwesenden hätten "Hurra" gerufen, um Kims Einsatz für die Düngemittelindustrie zu würdigen, hieß es. Ein Grund dafür, warum Kim wochenlang von der Bildfläche verschwunden war, wurde auch jetzt nicht genannt.
Atomverhandlungen liegen auf Eis
Trump setzt auf sein gutes Verhältnis zu Kim, um die derzeit stockenden Verhandlungen über Nordkoreas Atomwaffenprogramm wieder fortsetzen zu können. Die beiden hatten sich in der Vergangenheit bereits dreimal getroffen. Nordkorea ist eines der weltweit isoliertesten Länder. Die Gesundheit des Machthabers gilt als Tabuthema. Am 11. April hatte Kim noch ein wichtiges Parteitreffen in Pjöngjang geleitet, danach war er nicht mehr aufgetaucht. Insbesondere nach seiner Abwesenheit bei den Feierlichkeiten zum Geburtstag seines 1994 gestorbenen Großvaters und früheren Staatschefs Kim Il Sung am 15. April in Pjöngjang hielten sich hartnäckig Gerüchte, Kim sei ernsthaft erkrankt.
Das Webportal "Daily NK", das überwiegend von aus dem Land geflohenen Nordkoreanern betrieben wird, hatte berichtet, Kim habe sich einem dringlichen Eingriff am Herz-Kreislauf-System unterziehen müssen. "Exzessives Rauchen, Fettleibigkeit und Erschöpfung" seien die Gründe für seine gesundheitlichen Probleme gewesen. Der US-Fernsehsender CNN meldete unter Berufung auf einen US-Regierungsmitarbeiter, Washington gehe Geheimdienstinformationen über einen angeblich sehr schlechten Zustand Kims nach einer Operation nach. Südkorea und die US-Regierung wiesen die Berichte allerdings zurück.
Die Verschlossenheit des nordkoreanischen Systems befeuerte die Spekulationen. "Nordkorea ist ein Ort, der schwer zu knacken ist", schrieb die Expertin Jean H. Lee vom amerikanischen Wilson Center auf Twitter. "Dieser ganze Rummel hat unsere Schwächen bei der Aufklärung und der Berichterstattung offengelegt." Allerdings könnten die Berichte über eine Erkrankung auch stimmen. "Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren."
Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa