Kommt eine neue Strategie? Trump feuert seinen Wahlkampfchef
20.06.2016, 17:44 Uhr
Trump setzt bislang vor allem auf große Versammlungen und Auftritte in Medien. Den professionellen Wahlkampf wollte er eigentlich der Republikanischen Partei überlassen. Dort dort ist man vom Kandidaten noch immer nicht begeistert.
(Foto: AP)
Der Wahlkampf von Donald Trump war bislang eine One-Man-Show, die auf Beleidigungen basierte und mit wenig Geld und Personal auskam. Für den Vorwahlkampf hat das gereicht. Fallende Umfragewerte lassen Trump jedoch offenbar nervös werden.
Der designierte Präsidentschaftskandidat der Republikaner, Donald Trump, hat sich von seinem Wahlkampfleiter getrennt. Corey Lewandowski hatte die Vorwahlkampagne des Immobilienmilliardärs geleitet, war allerdings wegen seiner unorthodoxen Strategie umstritten.
Lewandowski werde nicht länger für das Wahlkampfteam arbeiten, teilte eine Trump-Sprecherin in einer schriftlichen Erklärung mit. Man sei Lewandowski "für seine harte Arbeit und Hingabe" dankbar und wünsche ihm nur das Beste.
Trump war in den Umfragen zuletzt deutlich zurückgefallen. Während er und die voraussichtliche demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton Ende Mai noch gleichauf lagen, fiel der Republikaner seither stark ab. Im Schnitt liegt Clinton derzeit knapp sechs Punkte vor Trump. Auch im Vergleich zu früheren Präsidentschaftskandidaten der Republikaner steht Trump in Umfragen ungewöhnlich schlecht da.
Clinton hat mehr als 20 Mal so viele Mitarbeiter
Nach dem Ende der Vorwahlen hatte Trump seinen Wahlkampf praktisch unverändert fortgeführt. So sagte er, ein US-Bundesrichter sei als "Mexikaner" nicht in der Lage, unvoreingenommen über die "Trump University" zu urteilen, um die derzeit in den USA Prozesse geführt werden. Nach dem Anschlag von Orlando bedankte Trump sich in einem Tweet für die Glückwünsche, dass er mit seinen Warnungen vor islamistischen Terroristen Recht gehabt habe. Dieser aggressive Stil, der mit Lewandowski in Verbindung gebracht wird, hat Berichten zufolge potenzielle Geldgeber abgeschreckt.
Ursprünglich wollte Trump eine Milliarde Dollar an Spendengeldern eintreiben, doch Anfang des Monats sagte er, dafür gebe es gar keine Veranlassung. "Ich glaube einfach nicht, dass ich auch nur annähernd so viel Geld brauche wie andere Leute, weil ich so viel Publicity bekomme."
Im Vorwahlkampf hatte diese Strategie funktioniert: Trump rief in den TV-Shows an, statt Werbung zu schalten. Seine Ausgaben finanzierte er vorwiegend selbst – zum Teil, indem er seiner Wahlkampforganisation einen Kredit gab. Dabei war sein Team ungewöhnlich klein: Derzeit hat Trump für den Wahlkampf ungefähr 30 bezahlte Angestellte. Zum Vergleich: Clinton hat mehr als 700 Mitarbeiter.
Und eine weitere Zahl gibt einen Hinweis darauf, dass Trumps Erfolg möglicherweise eine Blase sein könnte: Dem Sender NBC zufolge hat Clinton im Juni in den sogenannten Swing States, die die Wahl entscheiden werden, mehr als 23 Millionen Dollar für Werbung ausgegeben, Trump dagegen nichts. Die Nachrichtenagentur AP meldete am Freitag, Trump habe seinen Wahlkampf größtenteils an die Republikanische Partei outgesourct – an eine Partei also, die ihm in weiten Teilen zumindest skeptisch gegenübersteht. Zugleich hat Trump keinerlei Anstalten unternommen, die Distanz zu seiner Partei zu verkleinern.
Lewandowskis Motto in seiner Arbeit für Trump war: "Lasst Trump Trump sein", das sollte reichen. Beobachter glauben, dass diese Strategie im Wahlkampf gegen Clinton nicht mehr funktionieren wird. "Im Vorwahlkampf war eine andere Logik am Werk, eine Art Reality-TV-Logik", sagte der Politologe Curd Knüpfer n-tv.de. "Spätestens nach dem Nominierungsparteitag im Juli gilt eine andere Logik. Dann wird er mit seiner Art nicht mehr durchkommen."
Bereits im März war Lewandowski der Lobbyist Paul Manafort an die Seite gestellt worden, offenbar mit dem Ziel, Trumps Wahlkampf doch noch zu professionalisieren. Passiert ist in dieser Richtung allerdings wenig. Lewandowskis Entlassung könnte bedeuten, dass Trump ein Problem erkannt hat und darauf reagiert. Auf der anderen Seite: Diese Erkenntnis käme sehr spät. Und bislang hat Trump noch nie erkennen lassen, dass er seinen Stil ändern kann oder will.
Quelle: ntv.de, hvo