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Trump rasierte ihren Mann Ex-Wrestling-Mama soll US-Bildungsministerium schrumpfen

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Linda McMahon unterstützt Wrestling-Fan Trump seit vielen Jahren mit Geld oder wirbt für ihn; wie beim Parteitag der Republikaner im Juli.

Linda McMahon unterstützt Wrestling-Fan Trump seit vielen Jahren mit Geld oder wirbt für ihn; wie beim Parteitag der Republikaner im Juli.

(Foto: IMAGO/USA TODAY Network)

Das vom kommenden US-Präsidenten nominierte Kabinett ist eine illustre Gruppe. Bildungsministerin soll Linda McMahon werden. Sie machte Wrestling zum weltweiten Milliarden-Dollar-Geschäft, dann wechselte sie in die Politik. Die Lehrergewerkschaft ist entsetzt.

Trump inszeniert sich als Streiter der Arbeiter. Sein nominiertes Kabinett ist ein Milliardärsklub. Dazu gehört auch Linda McMahon, deren Vermögen auf drei Milliarden Dollar geschätzt wird. Trump hat von der 76-Jährigen viele Millionen Dollar an Wahlkampfspenden erhalten, nun soll sie Bildungsministerin werden. McMahon hat Regierungserfahrung, war in anderer Rolle schon in Trumps erster Amtszeit beschäftigt. Sie war zudem eine seiner beiden Wahlkampfchefs und leitet derzeit dessen Team zur Regierungsübernahme mit. Kritiker in den USA sehen sie als existenzielle Gefahr für die öffentliche Bildung.

Trump und McMahon kennen sich schon seit Jahrzehnten. Linda ist die Frau von Vince McMahon, das Ehepaar leitete World Wrestling Entertainment und machte die Shows in den 1980er und 1990er Jahren groß. Auch in Deutschland liefen sie im Fernsehen. Im vergangenen Monat verklagten fünf sogenannte "Ring Boys", also Minderjährige, die bei den Wrestling-Shows halfen, die McMahons. Der Vorwurf: Die Eheleute hätten von sexuellem Missbrauch der Jugendlichen von den 1970ern bis Anfang der 1990er Jahre gewusst, ihn durch Untätigkeit ermöglicht und vertuscht. Die beiden sind inzwischen nicht mehr zusammen, die Gründe sind nicht bekannt.

Linda wäre als Bildungsministerin auch dafür verantwortlich, wie die öffentlichen Schulen mit Fällen sexueller Belästigung umgehen. Die Gewerkschaft der Lehrkräfte an öffentlichen Schulen, der über 2,9 Millionen Menschen angehören, teilte mit, ihre Mitglieder seien "abgestoßen, aber nicht überrascht" von McMahons Nominierung. Sie wolle Schulbildung privatisieren, mit Voucherprogrammen den öffentlichen Schulen ihre Finanzierung entziehen und damit "unseren verwundbarsten Schülern schaden", schreibt die größte Gewerkschaft der USA. Sie sei Trumps ausführende Hand und bereit, den Schutz gegen sexuelle Diskriminierung und andere Maßnahmen zu entfernen.

Realität und Show vermischten sich

Neben dem Geschäftlichen waren die McMahons auch Protagonisten ihrer eigenen, durchgeplanten Shows. Einmal tat Vince für die Kamera so, als schlage er seine Frau, ein anderes Mal tat die Wrestling-Mama das Gleiche mit ihrer gemeinsamen Tochter oder trat ihrem Mann zwischen die Beine. In einer Geschichte verbündete sie sich mit ihrem Sohn gegen Vince. Als Linda betäubt in einem Rollstuhl saß, küsste und befummelte ihr Mann eine Wrestlerin. Show und Realität vermischten sich permanent. Wie später bekannt wurde, hatte Vince mehrere Affären. Er bezahlte Angestellte dafür, dass sie darüber schwiegen.

Donald Trump gibt sich zufrieden, nachdem er zusammen mit Wrestler Bobby Lashley dem WWE-Chef Vince McMahon den Kopf rasiert hat.

Donald Trump gibt sich zufrieden, nachdem er zusammen mit Wrestler Bobby Lashley dem WWE-Chef Vince McMahon den Kopf rasiert hat.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Trump war ein großer Fan dieser Shows und 2007 selbst Protagonist. Der Höhepunkt der "Schlacht der Milliardäre": Der Immobilienunternehmer und damalige Fernsehstar rang zunächst Vince nieder, der wurde an einen Stuhl gebunden und Trump rasierte ihm vor tobenden 80.000 Zuschauern in einer Halle die Haare ab. Zwei Jahre später stieg Linda McMahon bei WWE aus und arbeitete kurzzeitig bei der Schulbehörde in Connecticut. Sie versuchte zweimal, Senatorin für den Bundesstaat zu werden, scheiterte aber gegen ihre Gegenkandidaten der Demokraten. Nach Washington schaffte Linda McMahon es auf anderem Wege: als Trumps Behördenchefin der Anlaufstelle für Kleinunternehmen, der Small Business Administration.

Bildung ist grundsätzlich Sache der Bundesstaaten, aber das Ministerium in Washington unterstützt öffentliche Schulen finanziell mit rund zehn Prozent deren Budgets, kümmert sich um Bildungskredite und greift Schülern und Studenten aus einkommensschwachen Haushalten unter die Arme. Zudem ist es für die Einhaltung von Antidiskriminierungsgesetzen zuständig. Trump kündigte im Wahlkampf an, er werde das 1979 gegründete Ressort abschaffen. Es "indoktriniert junge Menschen mit unangebrachtem Material über Rasse, Sex und Politik", beschwerte er sich.

Historischer Konflikt um Bildung

Linda McMahon und Elon Musk bei Trumps Wahlsiegfeier in Mar-a-Lago.

Linda McMahon und Elon Musk bei Trumps Wahlsiegfeier in Mar-a-Lago.

(Foto: REUTERS)

Ob McMahon das Ministerium tatsächlich abwickelt, ist höchst fraglich. Um es formal abzuschaffen, bräuchte Trump die Zustimmung von 60 Prozent der Senatoren. Dafür ist die künftige Mehrheit der Republikaner in der Kongresskammer zu klein und nichts deutet auf genügend abtrünnige Demokraten hin. Es gibt jedoch eine andere Möglichkeit. Trumps Regierung könnte schlicht die Finanzierung des Ressorts so weit wie möglich herunterfahren; das Ministerium würde zum Bürokratiezombie mit verschwindend geringem Einfluss.

Der Tech-Milliardär Elon Musk und der Republikaner Vivek Ramaswamy haben als Ziel ausgegeben, mindestens 500 Milliarden Dollar einzusparen. Rund 240 Milliarden Dollar und damit vier Prozent des staatlichen Budgets flossen im vergangenen Haushaltsjahr ins Bildungsressort. Es wäre nicht überraschend, wenn Teile der Finanzierung gestrichen werden.

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Der Konflikt zwischen der Bundesregierung und den Bundesstaaten ist ein historischer. Grob gesagt wollen Konservative weniger Einfluss aus Washington und mehr Selbstbestimmung. Wegen des Konflikts um die Bildung entstand in den 1970er Jahren die bis heute andauernde Allianz der christlichen Konservativen mit den Republikanern. Die Steuerbehörde hatte versucht, religiösen Bildungseinrichtungen ihre Privilegien zu entziehen, da sie gegen Anti-Rassismus-Gesetze verstießen. Wegen der Allianz befürchten Kritiker eine schrittweise Aufhebung der Trennung von Kirchen und Staat. Erste Tendenzen in diese Richtung gibt es bereits. Vor zwei Jahren urteilte der konservativ dominierte Supreme Court, die öffentliche Hand müsse auch religiöse Privatschulen mitfinanzieren.

Eine zentrale Forderung der Konservativen im Bildungsbereich ist die freie Wahl der Schule, etwa religiös orientierte Bildung oder Unterricht zu Hause. In ihrem Wahlprogramm versprechen die Republikaner "universelle Schulwahl". Das kann bedeuten: freie Schulwahl für Eltern mit Gutscheinen, wie es bereits einige Bundesstaaten praktizieren, oder, wie die schärfsten Kritiker vermuten, ein Feigenblatt - für das Vorhaben, öffentliche Schulbildung mittel- bis langfristig abzuschaffen.

Quelle: ntv.de

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