Carlson-Interview statt Debatte Trump will Republikaner aus Rampenlicht drängen
22.08.2023, 11:33 Uhr Artikel anhören
Donald Trump hält es wohl nicht für nötig, sich eine Bühne mit seinen Rivalen zu teilen.
(Foto: picture alliance / abaca)
Demnächst startet die erste Fernsehdebatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber. Trump will diese offenbar schwänzen. Stattdessen plant er ein Interview mit Ex-Fox-News-Moderator Tucker Carlson.
Der Mann, um den sich eigentlich alles dreht, glänzt durch Abwesenheit. Der frühere US-Präsident Donald Trump wird der ersten Fernsehdebatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber am Mittwochabend fernbleiben. Und nicht nur das: Er plant offenbar eine Art Gegenprogramm in Form eines Interviews mit dem früheren Fox-News-Moderator Tucker Carlson. Trump brüskiert damit die eigene Partei und sorgt zugleich dafür, dass alle über ihn sprechen.
Die Schlagzeilen wird der 77-jährige Rechtspopulist diese Woche noch aus einem anderen Grund dominieren: Im Bundesstaat Georgia muss er sich nach seiner Anklage wegen Wahlbeeinflussung der Justiz stellen. Nach tagelanger Spekulation erklärte Trump bei Truth Social, dass er am Donnerstag nach Atlanta reisen werde, um sich von der "linksradikalen" Staatsanwältin Fani Willis "verhaften" zu lassen. Zur Anklageverlesung wird er dann im September erneut nach Atlanta reisen müssen.
Die Justizprobleme des früheren Präsidenten, der inzwischen gleich viermal angeklagt wurde, dürften auch bei der Fernsehdebatte am Mittwoch eine wichtige Rolle spielen. An dem verbalen Schlagabtausch in Milwaukee im nördlichen Bundesstaat Wisconsin sollen jetzt acht Republikaner teilnehmen: Floridas Gouverneur Ron DeSantis, der frühere Vizepräsident Mike Pence, die frühere UN-Botschafterin Nikki Haley, Senator Tim Scott, New Jerseys Ex-Gouverneur Chris Christie, North Dakotas Gouverneur Doug Burgum, der Biotech-Unternehmer Vivek Ramaswamy und Arizonas früherer Gouverneur Asa Hutchinson.
Sie haben sich mit ihren Umfragewerten und der Zahl an Spendern für die vom rechten Sender Fox News organisierte Debatte qualifiziert - und hoffen jetzt, bei konservativen Wählern punkten zu können. Wie sie sich zu Trump positionieren, dürfte dabei besonders aufmerksam verfolgt werden. Setzen sie auf harte Attacken gegen den Ex-Präsidenten? Oder auf einen Schmusekurs mit dem Mann, der nach wie vor der unangefochtene Star der rechten Basis ist?
Großer Vorsprung
Trump jedenfalls hält es offenbar nicht für nötig, mit seinen Rivalen eine Bühne zu teilen. Zu dominant ist er im Rennen der Republikaner, zu groß sein Vorsprung in Umfragen fünf Monate vor Beginn der Vorwahlen Mitte Januar. Trump gibt sich jetzt schon überzeugt, dass er die Vorwahlen gewinnen und dann im November 2024 Präsident Joe Biden bei einer Neuauflage der Wahl 2020 herausfordern wird.
Bei seiner Debatten-Absage auf der Online-Plattform Truth Social verwies der Ex-Präsident am Sonntag auf eine neue Umfrage zum Bewerberfeld der Republikaner, die ihn bei unglaublichen 62 Prozent sieht - 46 Punkte vor dem zweitplatzierten DeSantis. "Die Öffentlichkeit weiß, wer ich bin und was für eine erfolgreiche Präsidentschaft ich hatte", schrieb Trump.
Bei den anderen Bewerbern, die mit Ausnahme von DeSantis in Umfragen auf einstellige Prozentzahlen kommen, geht es am Mittwoch in erster Linie darum, sich der Wählerschaft - und reichen Spendern - als die beste Alternative zu Trump anzudienen. Sie müssen versuchen, all jene republikanischen Wähler hinter sich zu bringen, die endgültig genug haben von Trump. Und die glauben, der skandalumwitterte Ex-Präsident sei der falsche Mann für die Präsidentschaftswahl 2024.
Republikaner bereiten sich dennoch auf Trump vor
Die Bewerber können allerdings nicht darauf hoffen, dass Trump ihnen am Mittwoch das Rampenlicht überlassen wird. Vielmehr soll Medienberichten zufolge die Ausstrahlung eines Interviews des 77-Jährigen mit Tucker Carlson geplant sein. Der ebenso erfolgreiche wie umstrittene rechte Moderator war im April von Fox News gefeuert worden und erreicht jetzt mit Interviews auf der Plattform X (früher Twitter) ein Millionenpublikum.
Die "Washington Post" berichtete allerdings am Montag, die republikanischen Bewerber würden sich auch für den Fall vorbereiten, dass Trump in letzter Minute eine Kehrtwende vollziehen sollte - und doch an der Fernsehdebatte teilnimmt.
Quelle: ntv.de, Fabian Erik Schlüter, AFP