Erster Tag des Impeachments Trump wütend über Auftritt seines Anwalts
10.02.2021, 13:44 Uhr
Auf einer Skala von eins bis zehn auf einer acht: Trump.
(Foto: picture alliance / Dennis Van Tine/STAR MAX/IPx)
Auch Ex-Präsident Trump verfolgt das Impeachmentverfahren gegen ihn - von Florida aus am Fernseher. Und was er da am ersten Tag sah, gefiel ihm gar nicht. Insidern zufolge soll es ihn wütend gemacht haben.
Der frühere US-Präsident Donald Trump soll vom Auftreten seines Rechtsbeistands beim Impeachment-Verfahren gegen ihn wenig begeistert gewesen sein. Wie die "New York Times" berichtet, sollen ihn insbesondere die Ausführungen seines Anwalts Bruce Castor wütend gemacht haben. Eine Person aus Trumps Umfeld sagte der Zeitung demnach, auf einer Skala von eins bis zehn sei Trump auf einer acht gewesen. Am Ende des Tages sei Trump frustriert und zornig gewesen.
Besonders habe sich der Republikaner darüber geärgert, dass Castor die Anklage-Rede der Demokraten gelobt hatte. Er hatte gesagt, sein Kollege David Schoen und er hätten die Reihenfolge ihrer Gegenrede getauscht, weil die Ausführungen der Demokraten "so gut" gewesen seien. Auch die Autorin des "Times"-Artikels, Maggie Haberman, bezeichnet den Auftritt als "schwafelnd" und "schlafwandlerisch". Der Auftritt des anderen Anwalts habe Trump wieder etwas aufgeheitert. Dessen Auftritt sei "energischer" gewesen.
Mit seiner Meinung über Castor war Trump nicht allein. Auch sein früherer Anwalt Alan Dershowitz spottete: "Es gibt kein Argument. Ich habe keine Ahnung, was er macht. Ich habe keine Ahnung, warum er sagt, was er sagt." Er könne nicht verstehen, worauf er hinauswollte, so der Star-Anwalt, der Trump in seinem ersten Impeachment-Verfahren vertreten hatte.
Senator wechselt die Seiten
Schoen und Castor waren erst zehn Tage vor dem Beginn des Impeachment-Prozesses mit der Vertretung Trumps beauftragt worden, nachdem die früheren Anwälte sich geweigert hatten, ihre Verteidigung im Senat auf Trumps Wahlbetrugsvorwürfen aufzubauen. Castor und Schoen seien gewiss die "inkompetentesten Rechtsvertreter eines modernen Präsidenten", ob noch amtierend oder aus dem Amt ausgeschieden, mokierte sich der auf die US-Präsidenten spezialisierte Historiker Michael Beschloss. "Wenn Castor und Schoen fertig sind, wird das Repräsentantenhaus wahrscheinlich ein drittes Impeachment (gegen Trump) fordern."
Castor war zu Beginn des Impeachment-Prozesses am Dienstag kaum auf den zentralen Vorwurf eingegangen, Trump habe seine Anhänger zum Aufruhr aufgestachelt. In seinen ausschweifenden Ausführungen sprach er stattdessen von der Liebe zu den gewählten Volksvertretern, erklärte ein Impeachment für überflüssig, weil Joe Biden inzwischen als Präsident gewählt sei, und führte aus, Trump sei allenfalls fahrlässige Tötung vorzuwerfen, keine vorsätzliche Mordtat.
Der republikanische Senator Bill Cassidy wechselte nach dem schwachen Auftritt von Trumps Anwälten die Seiten. Die Demokraten hätten "stärkere Argumente vorgebracht" als das Team des Ex-Präsidenten, twitterte Cassidy. Damit meinte er aber zunächst nur die Frage, ob das Verfahren selbst verfassungskonform ist. Er ließ offen, ob er Trump am Ende schuldig sprechen würde. Er sagte aber, er sei ein "unparteiischer Geschworener".
Quelle: ntv.de, vpe/AFP