Präsident ist wach und twittert Trump wütet und verschärft Betrugsvorwurf
04.11.2020, 17:33 Uhr
Auch nachdem er nochmal drüber geschlafen hat, bekräftigt US-Präsident Trump den Vorwurf des Wahlbetrugs zu seinem Nachteil. Via Twitter sät er Zweifel an den Briefwahlstimmen, die seinen Vorsprung in einigen Bundesstaaten dahinschmelzen lassen.
Es ist früher Mittwochvormittag in Washington D.C., und Präsident Trump ist nach einer langen Wahlnacht zurück an seinem Smartphone. In zwei Tweets bezichtigt er mehrere noch nicht zu Ende ausgezählte Bundesstaaten, mit vermeintlich fragwürdigen Briefwähler-Stimmen seinen einstigen Vorsprung wegzurechnen. "Letzte Nacht führte ich, oft erheblich, in vielen Staaten, die meisten davon von Demokraten regiert und kontrolliert", schreibt Trump. "Dann begann eine Führung nach der anderen auf magischem Weg zu verschwinden, als Überraschungs-Wahlzettel-Säcke gezählt wurden. SEHR SELTSAM (...)"
In einem zweiten Tweet legt Trump nach: "Wie kommt es, dass jedes Mal, wenn sie Briefwähler-Stimmen mitzählen, sie so verheerend sind in ihrer Prozentzahl und ihrer Zerstörungskraft?" Tatsächlich zieht sich die Auszählung unter anderem in Georgia, Wisconsin, Michigan und Pennsylvania wegen der hohen Zahl an Briefwählern hin. Weil der Anteil der Biden-Wähler unter den Briefwählern offenbar erheblich höher ist, schmolz Trumps zunächst teilweise großer Vorsprung in den Auszählungen etwa in Michigan und Wisconsin Stück für Stück dahin. Bis Biden in Michigan sogar in Führung ging.
"Betrug an der Nation"
Trump hat seit Monaten Zweifel an der Integrität von Briefwahlen gesät und zugleich die Gefahr durch die Corona-Pandemie heruntergespielt. Auch das erklärt, warum seine Wähler deutlich weniger von der Möglichkeit der Briefwahl Gebrauch gemacht haben.
In der Nacht hatte sich Trump überraschend zum Wahlsieger ausgerufen, obwohl die Auszählung in vielen Bundesstaaten noch nicht beendet war. "Wir haben diese Wahl gewonnen", sagte er im Weißen Haus, auch zur Überraschung konservativer Politiker und Kommentatoren. Trump warnte vor einem angeblichem "Betrug an der Nation" bei der Wahl.
Er kündigte an: "Wir werden vor den Supreme Court ziehen. Wir wollen, dass alles Wählen endet." Die Äußerung bezog sich mutmaßlich auf die Auszählung von Briefwahlstimmen, von denen etwa Pennsylvania auch verspätet eingegangene Briefe mitzählen will - zu Trumps Verdruss.
Derweil gibt sich das Lager um Präsidentschaftskandidat Joe Biden weiter siegesgewiss. Wahlkampfmanagerin Jen O'Malley Dillon sagte in einem per Livestream ausgestrahlten Pressebriefing: "Joe Biden ist dabei, diese Wahl zu gewinnen, und er wird der nächste Präsident der Vereinigten Staaten sein." Demnach würde bis zum Mittwochnachmittag die Stimmauszählung so weit sein, dass Biden als Sieger hervorgehe. O'Malley Dillon sagte, Biden werde in den noch offenen Bundesstaaten Michigan, Wisconsin und Pennsylvania gewinnen.
Quelle: ntv.de, shu